Der Enddreißiger Jens Fischer schlägt sich mit ein paar Messejobs durchs
Leben. Auch beim weiblichen Geschlecht kann er nicht wirklich landen. Da kommt
der Tipp seines Mitbewohners Sven gerade recht, sein Erbgut als Samenspender
weiterzugeben. Doch kurz nach seiner ersten Spende beißt ihn das Frettchen
seines Mitbewohners in den Sack, und mit der Spenderherrlichkeit ist es fortan
vorbei. Die Tatsache, dass er nunmehr keine Kinder mehr zeugen kann, nagt an
Jens und er beschließt in die Samenbank einzubrechen, um den Namen der
Empfängerin seiner letzten Spende zu erfahren. Maren Heinze heißt die junge
Frau und Jens versucht mit allen Mitteln sie für sich zu gewinnen.
Mit "Frettsack" legt Murmel Clausen ein äußerst gelungenes Debüt
vor. Wer aufgrund des Titels und des Inhalts einen schenkelklopfenden, derben
Humorroman erwartet, wird zu Anfang auch gut bedient. Schließlich weiß Murmel
Clausen, wie man sein Publikum zum Lachen bringt. Als Drehbuchautor war er am
Schuh des Manitu beteiligt und arbeitete für Comedyserien wie "
Ladykracher" oder "Bullyparade". Doch im weiteren Verlauf zeigt
Murmel Clausen, dass er noch mehr kann, als platte Witze aneinander reihen. Bei
allem Witz erzählt der Roman eine gute Geschichte mit vielen melancholischen
Stellen, die dem Lesevergnügen ausgesprochen gut tun.
Jens Fischer ist dabei eine gegen den Strich gebürstete Hauptfigur, die auf dem
besten Weg ist ein Misanthrop zu werden. Seine Fixierung auf Maren, mit der er
sich anfreundet, macht ihn dahingehend fast blind, als das es auch eine andere
Frau geben könnte. Neben Jens sind es vor allem zwei Figuren, die dem Roman
ausgesprochen gut tun. Das ist zunächst Sven, Jens' chaotischer Mitbewohner,
der ihn zur Samenbank schleppt und der in ihrer gemeinsamen Küche mit seiner
Frettchenzucht experimentiert. Und das ist Hondo, ein zwielichtiger
Balkan-Hühne, der Jens und Sven beim Einbruch in die Samenbank hilft und dessen
Auftritte zu den Glanzlichtern des Romans gehören.
Natürlich kommt es im weiteren Handlungsverlauf zu zahlreichen Verwicklungen.
Noch dazu, als Jeesie, eine Freundin von Maren und ihrem Mann Ralf, sich für
Jens interessiert. Das Ende ist dann ein wenig klischeehaft, kann aber den
überaus positiven Gesamteindruck des Romans nicht schwächen.
Fazit
Schon das schrille Cover und der interessante Titel wecken die Neugier des
Lesers. Eine Neugier, die durch die Lektüre des Romans nicht enttäuscht wird.
"Frettsack" ist ein humorvoller, streckenweise richtig lustiger Roman
mit melancholischen Zwischentönen, der gleichermaßen männliche und weibliche
Leser begeistern dürfte.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 09. Juli 2012 2012-07-09 20:04:35