Ein Lebenstraum entpuppt sich für Barfußtänzerin Nele Stern als große
Enttäuschung. Sie fällt bei ihrem ersten Auftritt im Berliner Wintergarten
beim Publikum durch und wird als zu Prüde gefeuert. Enttäuscht verlässt sie
Berlin, um auch in Paris zu erkennen, dass sie dort keine Chance hat. Mit dem
letzten Geld beschließt sie nach Amerika auszuwandern und erwirbt eine
Fahrkarte für die dritte Klasse der Titanic. An Bord lernt sie den
hypochondrischen Pastor Matheus kennen, der mit seiner Frau und seinem Sohn
reist und der gerade eine offensichtliche Ehekrise durchlebt. Seine Frau, die
Tochter des Hofbankiers des deutschen Kaisers, flirtet ungeniert mit einem
jungen Engländer, der ihr schon in Berlin Avancen gemacht hat. Als die
Beziehungsprobleme der vier ihren Höhepunkt erreichen, stößt die Titanic mit
einem Eisberg zusammen. Während Matheus verzweifelt seinen Sohn sucht und sich
die Frage stellt, ob seine Frau mit ihm zusammen das Schiff verlassen will, wird
sich Nele ihrer Gefühle für Matheus bewusst.
Mit "Tanz unter Sternen" hat Titus Müller eine wahre Perle von Roman
erschaffen. Im Blickpunkt steht das Schicksal von vier Menschen, deren Wege sich
im April 1912 auf der Titanic kreuzen. Meisterschaft versteht es es, die
damalige Zeit lebendig werden zu lassen. Dies fängt schon in Berlin an. Schon
der Auftritt im Wintergarten verzaubert den Leser mit Detailreichtum, als sei
der Autor seinerzeit dabei gewesen. Diesen Detailreichtum behält Titus Müller
auch bei, als sich der Schauplatz auf die Titanic verlagert. Das er das
eigentliche Unglück nicht in den Blickpunkt des Romans gestellt hat, macht
diesen um so lesenswerter. Im Gegenteil. Trotz der furchtbaren Katastrophe
bleibt der Blickpunkt der Erzählung auf den Hauptfiguren. Und gerade das ist
die große Stärke des Romans, der das Unglück der Titanic an keiner Stelle
plakativ ausschlachtet, sondern gekonnt in die Geschichte von Nele und Matheus
einbindet. Dafür spricht auch, dass der Roman nicht mit dem Untergang der
Titanic endet, sondern noch einige Jahre weitergeht, so dass die Geschichte ein
mehr als rundes Ende bekommt.
Fazit
"Tanz unter Sternen" ist ein hervorragender Roman, der eine spannende
Geschichte vor historischem Hintergrund erzählt. Reine Titanicfans kommen bei
diesem tollen Roman genauso auf ihre Kosten, wie Fans gut erzählter Geschichten
vor historischem Hintergrund. Titus Müller hat ein ausgesprochen gutes Gespür
für Fakten und Fiktion, die er mit überaus glaubhaften Charakteren zu einem
tollen Roman vermischt!
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 17. Juni 2012 2012-06-17 16:02:39