Leben, Werk und Wirkung
Mit dem Anspruch eines Handbuchs versehen bilden die verschiedenen Autoren im
sorgfältig zusammengestellten Buch die Biographie und die Rezeption von Person
und Werk Friedrich Schillers interessanterweise nicht in chronologischer
Ordnung, sondern thematisch nach Gattungen des Werkes sortiert an. Innerhalb der
Gattungen allerdings findet sich dann durchaus eine chronologische Ordnung im
Buch wieder. Dramen, Gedichte, Erzählungen, Historische Schriften, theoretische
Schriften, Kritiken und publizistische Schriften, Bearbeitungen und
Übersetzungen sowie zwei abschließende Kapitel über einerseits ausgewählte
Briefwechsel und andererseits Wirkung und Wirkungsgeschichte Schillers bilden
Aufbau und Rahmen der Darstellung.
Eine interessante Variante des Aufbaus eines Handbuches mit einem großen
Vorteil, der Leser ist jederzeit in der Lage, zielgerichtet zu konkreten Werken
und Publikationen des Schriftstellers umfassend und fundiert sich über die
Entstehungsgeschichte, entsprechende Hintergründe der literarischen und anderer
Einflüsse, über konkrete Quellen, die Schiller je nutzte, die Wirkgeschichte
des jeweiligen Werkes oder der jeweiligen Publikation ebenso detailliert zu
informieren, wie über literarische Deutungen und entsprechende
Literaturhinweise zum konkreten Thema. Zudem kann gattungsspezifisch auch eine
entsprechende Entwicklung des Dichters und Schriftstellers chronologisch
nachvollzogen werden. Literarisch interessant einerseits, aber leider im
persönlichen Bereich wenig aufschlussreich dargelegt, folgt man fast am Ende
des Handbuches den Einlassungen zu ausgewählten Briefwechseln Schillers
einerseits mit Goethe und andererseits mit Körner. Wobei hier die Briefe selbst
nicht im Vordergrund stehen, sondern vor allem deren Entstehung und
Überlieferung, der persönliche Hintergrund zwischen den Beteiligten, ergänzt
durch eine indirekte Beschreibung der Briefwechsel selbst und die Rezeption
derselben.
Der Aufbau der Kapitel folgt hierbei nicht einem starren Konzept, sondern bietet
je dem Werk entsprechende Darlegungen an. So findet sich zur "Verschwörung
des Fisko zu Genua" unter anderem eine Differenzierung in eine
psychologische und politische Deutung, eine Unterscheidung, die im Blick auf das
ein oder andere Werke sich nicht anbietet und so auch im Handbuch nicht
vollzogen wird. Ebenso natürlich ist es, dass in der Betrachtung von Schillers
Briefwechseln und publizistischen Schriften nicht unbedingt eine literarischen
Deutung oder Interpretation Platz findet. In Form und Stil liegt das Handbuch
als wissenschaftliche Darstellung vor und bewahrt durchaus Distanz zur Person
Schillers. Anekdoten, persönliche Nähen, nähere Erläuterungen der
persönlichen Lebensumstände sind selten und ebenso sachlich gehalten wie der
Rest des Buches. Das Leben Schillers selbst findet sich daher bedauerlicherweise
nicht ausreichend nachvollziehbar im Handbuch wieder.
Als wissenschaftliches Handbuch zu den einzelnen Werken und der
schriftstellerischen Arbeit Schillers bietet das Buch hochwertige Kapitel,
welche zu einer Vertiefung auch durch die jeweiligen Literaturangaben im
Einzelnen geradezu einladen. Zur Biographie und zu persönlichen Wendungen und
bedeutsamen Ereignissen schweigt das Buch sich allerdings meist gründlich aus
und verbleibt in nüchterner, beschreibender Distanz. Die Darstellung des
"Lebens", im Untertitel avisiert, wird daher nicht wirklich
zufriedenstellend eingelöst.
Fazit
Das Buch bildet ein fundiertes Handbuch vor allem zum Werk Friedrich Schillers
und ist mit hochwertigen Artikeln gefüllt. Was den biographischen Teil angeht
findet sich allerdings deutlich zu wenig im Buch.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 30. April 2012 2012-04-30 13:20:54