Der Medizinstudent Bastian wird von seiner Freundin Sandra eingeladen, mit auf
ein Mittelalter-Rollenspielwochenende zu fahren. Neugierig akzeptiert er, auch
wenn er bald zu spüren bekommt, dass ihn nicht jeder aus dem kleinen,
eingeschworenen Kreis dabei haben will. In einem abgelegenen Gelände richtet
sich die Gruppe ein, doch bald beginnt aus dem Spiel Ernst zu werden, denn es
scheint ein alter Fluch zu wirken, der laut einer Sage auf dem Gelände liegt.
Gruppenmitglieder verschwinden auf unerklärliche Weise und Unfälle ereignen
sich. Vor heftigen Gewitterschauern zieht sich die Restgruppe schließlich in
eine unterirdische Burgruine zurück, und nachdem plötzlich ein riesiger Fels
vor den Eingang rutscht, sind sie dort eingeschlossen. In Dunkelheit und Kälte
setzt eine fatale Gruppendynamik ein, die von einer Mitspielerin, die felsenfest
daran glaubt, hinter all dem stecke dieser alte Fluch, noch kräftig angeheizt
wird. Sie insistiert, der Fluch fordere ein Menschenopfer, und zwar Bastian. Die
Gruppe scheint in ihrer Verzweiflung zu allem breit zu sein, auch wenn der
Anführer Paul mit aller Kraft dagegen hält. Innerhalb von nur vier Tagen
spitzt sich hier eine Situation derart zu, werden Menschen derart psychologisch
manipuliert, dass sie zum Mord bereit sind.
Ursula Poznanski hat die Figuren für ihre Inszenierung gut gewählt,
psychologisch scheint das Szenario in sich stimmig zu sein. Das Buch ist
spannend, das ist nicht zu leugnen. Es ist interessant zu verfolgen, was da
psychologisch abgeht. Doch als Leser mit räumlichen Abstand, in der warmen
Sofaecke hockend, fragt man sich sehr bald: "Ja spinnen denn die total? Ich
wär’ doch schon längst aufgestanden, hätt’ meinen Krimskrams geschnappt
und wäre nach Hause marschiert, egal wie weit das ist." Und auch die
verbrecherische Komponente hinterfragt man ziemlich bald kritisch: "Fluch
ist Quatsch, schon klar. Aber dann überlegt doch endlich mal in aller Ruhe, wer
da wirklich hinter allem steckt!" Tja, und genau das ist dann - auch dank
des Fluchs - gar nicht so schwer. So schleppt man sich als Leser schließlich
über die fast 500 Seiten, nur noch aus Neugier, ob man bei der Tätersuche
richtig lag.
Fazit
Das Buch ist zu lang! Idee und Personal sind stimmig gewählt, doch der Text
hätte eine kräftige Straffung gebraucht. Zu viele Seiten gehen für "noch
mehr Stimmung, noch mehr Grusel" drauf. Leider verliert die Spannung
dadurch erheblich an Schwung. Schade!
Ganz schlimm: Der Rollenspielerszene tut Ursula Poznanski mit ihrem Buch grob
Unrecht! Denn niemand, wirklich niemand organisiert Rollenspiele unter solchen
Bedingungen. Außer er hat verbrecherische Absichten.
Vorgeschlagen von Maren Partzsch
[Profil]
veröffentlicht am 12. April 2012 2012-04-12 17:48:47