Tritt ein, Kind, und fürchte nichts außer Gott, sagten die Lettern, welche auf
eine Metalltafel graviert waren, die man an einer Mauer von Iron Mountain, dem
Erziehungsheim für Jungen, angebracht hatte, das einsam in den Bergen von North
Carolina lag. Dass es sehr wohl eine Menge mehr zu fürchten gab als Gott,
erfuhren die beiden Brüder Michael und Julian, die als Waisenjungen dort
untergebracht waren. Besonders Julian, der schwächere der beiden, wurde von den
Mitschülern brutal gedemütigt und geschlagen. Michael verteidigte seinen
Bruder, schützte ihn, wo er konnte, war jedoch nicht in der Lage, die Bluttat,
die Julian eines Tages im Affekt beging, zu verhindern. Nur eines konnte er -
das Verbrechen auf sich nehmen, um dem Bruder Strafe zu ersparen und selbst aus
Iron House zu fliehen.
Die Wege der beiden Brüder trennten sich. Julian wurde von der Senatorsgattin
Abigail Vane adoptiert und wuchs in prachtvoller Umgebung auf, die ihm alles
bot, was man sich hätte wünschen können. Jedoch verlor er nie seine Angst,
sein zerrissenes, sensibles, verstörtes Wesen. Michael, der sich nach seiner
Flucht mit den in Iron Mountain gesammelten Erfahrungen als Straßenjunge
durchschlug, wurde eines Tages blutend und dem Tode nahe von einem Gangsterboss
namens Otto Kaitlin aufgegriffen und mit dem eigenen Sohn Stevan zusammen
aufgezogen. Nach etlichen Jahren auf der blutigen Spur des erfolgreichen
Verbrechertums lernt Michael Elena kennen und nimmt sich vor auszusteigen, um
Verantwortung für sie und das Baby zu übernehmen, das sie unter dem Herzen
trägt.
Das alte Gesetz jedoch, dass nur der Tod die "Mitgliedschaft" in
dieser Mafia beenden kann und man niemals ungestraft ihren Riten entkommt, gilt
auch für Michael. Der im Sterben liegende Gansterboss, auf dessen Hilfe er
vielleicht noch hätte rechnen können, hat keine Macht mehr und dessen
führerlose Männer, einschließlich seinem Stiefbruder Stevan trachten ihm nach
dem Leben. Aber nicht nur er selbst ist in Gefahr, die Brutalität der Gangster
wird auch vor Elena und seinem Bruder Julian nicht haltmachen. Er kennt sie und
weiß, wie gnadenlos ihre Todesspiele sind, ehe das Opfer in ewige Nacht
versinken darf. Im Kampf gegen das Verbrechen und für seine große Liebe zu
Elena gerät er in einen Sog von Ereignissen, die seine Vergangenheit aus dem
Verborgenen holen und alle Wahrheiten erkennen lassen, die seine Zukunft
bestimmen werden.
Fazit
John Hart hat mit seinem Roman "Das eiserne Haus" ein wunderbares Buch
geschaffen. Mit kraftvoller, bildreicher Sprache läßt er in beeindruckender
Weise ein monumentales Gemälde vor den Augen des Lesers entstehen. Das
grausame, erbarmungslose Gesetz des Verbrechens als auch die perfiden, blutigen
Methoden des Durchsetzens schildert er in schnörkeloser Offenheit. Jedoch fehlt
hier absolut das Reißerische, Sensationslüsterne, welches anderen Romanen
dieses Genres oft eigen ist. Ebenso wie auch bei der Schilderung großer,
positiver Emotionen in dieser Geschichte, hat der Leser das Gefühl, dass hier
ein Schicksal wirkt, eine Bestimmung sich erfüllt, die zu beeinflussen nicht
mehr in Menschenhand liegt.
Das Buch ist in Allem gewaltig und großartig, selbst im Bösen verständlich
und begreifbar und im Guten zart und sensibel, tröstlich und hoffnungsvoll.
Ganz große Lektüre und absolut empfehlenswert.
Vorgeschlagen von brillenbaby
[Profil]
veröffentlicht am 12. April 2012 2012-04-12 17:49:39