Dagmar Mueller lässt den Bruder des Autisten David dem Leser in Ich-Form in
leicht verständlichen und dennoch durch kindgerecht gewählte Metaphern in
überaus anschaulichen Worten direkt ansprechen. Auf Doppelseiten gegliedert
stellt er David, sich und ihr Leben vor. Er erzählt, dass sie nicht die
gleichen Sachen mögen, und dass er deswegen seinen Bruder manchmal nicht mag
oder von ihm genervt ist. Fast wie normale Geschwister eben. Doch David ist
anders, etwas ganz Besonders, findet sein Bruder. Er hört, sieht und fühlt
anders und "er spricht eine andere Sprache". Deswegen lernt die ganze
Familie: David lernt, sich in der Sprache seiner Familie auszudrücken, die
derweil Davids Sprache erklärt bekommt.
Verena Ballhaus übersetzt mit ihren Illustrationen die Worte des Ich-Erzählers
in die Sprache der Bilder und Symbole, und es gelingt ihr dabei auch Ungesagtes,
was zwischen den Zeilen steht, darzustellen. Kolorierte Kohlestiftzeichnungen
ergänzt sie in ihrer Mischtechnik mit Stempeldruck und Ausschnitten zu
Collagen, die viele Assoziationen wecken. Ballhaus kleidet David in einen
Ziegelmaueroverall, der ausdrucksvoll seine Verschlossenheit und sein
Schutzbedürfnis symbolisiert. Aus dem gleichen "Stoff" sind das
Klavier, das der musikbegabte David gerne spielt (während sich sein Bruder an
den geliebten Fußball schmiegt), und der Schutzschirm, mit dem der kleine
Bruder David zu Hilfe eilt, als ein - sprachlich von Mueller wortstark
formulierter - Orkan der Sinneseindrücke über ihn herein bricht.
Fazit
Besonders beeindruckt haben mich an diesem Buch die Illustrationen von Verena
Ballhaus. Denn sie illustrieren den einfühlsamen Text von Dagmar Mueller nicht
nur, sondern fügen ihm eine weitere Erzählebene hinzu. Lesens- und sehenswert,
nicht nur für betroffene Familien.
Vorgeschlagen von Maren Partzsch
[Profil]
veröffentlicht am 24. März 2012 2012-03-24 21:15:12