Spuren der Rache erschließen sich in grausiger Deutlichkeit, als sich das junge
Ermittlerteam Beatrice Kaspary und Florin Wenninger um die Ermittlungen im Fall
einer unbekannten Toten kümmern muss. Die junge Frau wird am Fuße eines
Abhangs auf einer Kuhweide gefunden, gekleidet wie eine elegante Fußgängerin,
jedoch mit nackten, schmutzigen Füßen, die eine makabre Besonderheit aufweisen
- sie sind unter den Sohlen mit Koordinaten tätowiert, die man beim Geocaching
verwendet.
Auf Grund einer Vermißtenanzeige und dort erwähnter Merkmale wird die Tote als
Nora Papenberg identifiziert, die allerdings nach Aussage ihres Mannes keine
Beziehung zu dieser Sportart hatte, bei der man "caches" irgendwo in
der Natur versteckt, die Koordinaten im Netz hinterläßt, wo passionierte
Geocacher miteinander chatten und anhand solcher Hinweise ihre Suchen starten.
Trotzdem ist die Tätowierung unter ihren Füßen der Beginn eines makabren
Versteckspiels, dessen Fundstücke ebenso grausig wie rätselhaft sind. Immer
neu richtungsweisend und immer einen Schritt voraus lassen sie das ermittelnde
Team fast verzweifeln. Aber Beatrice Kaspary ahnt noch nicht, wie verflochten
ihr eigenes Leben mit dem Sog des Verbrechens ist.
Ursula Poznanski, die sich bisher schon durch ihre Bücher "Erebos"
und "Saeculum" einen Namen gemacht hat, konfrontiert hier den Leser
mit ihrem ersten Kriminalroman. Mit klarer, sachlicher Sprache informiert sie
ohne gefühllos zu wirken, schildert sie empfindsam brutale Situationen ohne zu
überzeichnen. Es entsteht ein gut skizziertes Bild der zweifachen Mutter
Beatrice Kaspary, die nicht nur beruflich sondern auch privat einer belastenden
Misere ausgeliefert ist, drangsaliert vom Ex-Ehemann Achim und stets im Zweifel,
ob sie Job und Kindern gerecht wird. Auch Florin Wenninger, Stephen Gerlach und
der Gerichtsmediziner Gerd Drasche sowie alle anderen Protagonisten sind dem
Leser schnell vertraut, typvoll gezeichnet mit wenigen Worten, und geläufige
Vokabeln für das Geocaching übernimmt man rasch in den gedanklichen
Wortschatz.
Die Autorin versteht es sehr gut, den Spannungsbogen über das Buch hinweg
aufrecht zu erhalten, und dort wo er minimal nachläßt, ist die Schilderung der
zahlreichen Begleitumstände so vorzüglich gelungen, dass dem Leser nichts
fehlt. Das fulminante Ende, das sich über ca. vierzig Seiten zieht, gibt der
atemlosen Spannung noch einmal neue Nahrung und entblößt in erschreckender
Offenheit die blutig-bizarren Gedankengänge eines Tätergehirns.
TFTT = Thanks for the Thrill
Für mich war dieses Buch in allen Belangen ein echter page-turner!
Fazit
Ausgezeichnete Kriminallektüre, ausgefallen und fesselnd, die zu Recht auf eine
breite Leserschaft rechnen kann.
Vorgeschlagen von brillenbaby
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veröffentlicht am 06. April 2012 2012-04-06 14:21:46