Schräge Kost a la carte.
Nicht nur ein Imbiss ist das, was uns die Autorin Jasmin Ramadan mit ihrem Werk
"Das Schwein unter den Fischen" anbietet. Es ist schon ein komplettes
Menu, das sich hier aus den skurrilen Typen zusammensetzt, mit denen es
Celestine zu tun hat. Die absolut kürzeste Rolle spielte dabei wohl ihre
leibliche Mutter, die sich nach Beendigung ihrer Au-Pair-Zeit wieder nach
Frankreich absetzte und Stine - oder auch Stint - beim Vater Reiner ließ und
damit ihr Aufwachsen in einem stark unterpriviligierten Milieu heraufbeschwor.
Ihre Stiefmutter Ramona, in die der verlassene Reiner sich rettungslos
verliebte, weil sie mit unnachahmlicher Grazie und leuchtend rot lackierten
Fingernägeln an der Tankstelle selbst geschmierte Mettbrötchen an ihn
verkaufte, brachte auch keinen positiven Niveauschub nach oben mit sich, dafür
war ihr Talent zum Bauchtanz zu mini - und ihr Alkoholbedarf zu maximal
ausgeprägt. Reiners Schwester, Tante Beatrix, oder liebevoll Trixi genannt,
hatte vor Jahren schon dem männlichen Geschlecht abgeschworen. Nur hatte das
den Verlust ihres Elternhauses zur Folge, als sie beim lesbischen Treiben von
ihrer Mutter erwischt wurde. Diese Oma Senta allerdings war es, der die Familie
ihre Existenz, ihren Kiosk, verdankte, den sie sich von ihrem Erbe kaufen
konnten. Dass sie damit jedoch in eine familien - und generationenüberdauernde
Kioskdynastie einsteigen sollte, widerstrebte Celestine gewaltig und wurde ihrem
beständigen Drang nach Höherem nicht gerecht!
Die Schriftstellerin hat eine Begabung außergewöhnliche Charaktere zu
zeichnen, die zuerst amusieren und zum Lachen bringen, danach allerdings Nuancen
von Tragik und Verzicht mitklingen lassen. Freies und Ungebundenes, was man sich
außerhalb der Normen glaubt erlauben zu können, wird plötzlich begrenzt und
verhindert, was man erreichen möchte, kann man nur erträumen, weit entfernt
von der Realität, mit der man es danach wieder zu tun hat, inmitten einer
Familie, in der solche "Angehörigen" wie der Kater
Friedrich(übrigens eine Hinterlassenschaft der leiblichen Mutter)und der Hund
Anaconda noch die kleinsten Probleme bedeuteten.
Fazit
Man erlebt ein kurzweilig gemischtes Kaleidoskop von Ansichten, Positionen und
Gefühlen, während man Celestine begleitet. Die Geschichte reiht verrückte,
bunte Seifenblasen aneinander, vielfarbig und fragil, oft in derbe Worte
gepackt, dann wieder Ausdruck von Sensibilität und Einfühlung, sehr
vielschichtig und deshalb lesenswert.
Vorgeschlagen von brillenbaby
[Profil]
veröffentlicht am 04. März 2012 2012-03-04 16:44:46