Lois war erst sechs Jahre alt, als ihr Vater an Krebs stirbt. Inzwischen ist sie
dreizehn und ihre Mutter will einen Mann heiraten, den sie beim Bingo
kenngelernt hat und den Lois aus tiefstem Herzen verabscheut. Doch dann erfährt
sie von ihrer Tante, dass ihr verstorbener Vater ihr etwas hinterlassen hat. Ein
Handbuch, indem er ihr in verschiedenen Kapiteln das Leben erklären will. Bis
zu ihrem 30. Geburtstag darf Lois jedes Jahr ein Kapitel lesen. In diesen
Kapiteln erklärt ihr Vater Lois alles über Liebe, Freundschaft und Vertrauen.
Mutig stürzt sie sich unter der Obhut ihres Vaters in das Abenteuer Leben.
Der Britin Lola Jaye ist mit "Für immer, Dein Dad" einer der
lesenswertesten Romane der letzten Zeit gelungen. Humorvoll, melancholisch,
spannend, traurig - alle diese Beschreibungen passen auf Lois' Reise durch die
nächsten siebzehn Lebensjahre, bei denen sie von ihrer besten Freundin Carla
und deren Bruder Corey begleitet wird. Obwohl der Roman nur etwas mehr als
dreihundert Seiten hat, schafft es Lola Jaye einen eigenen kleinen Kosmos um
Lois zu schaffen. Sehr positiv ist, dass der Roman an keiner Stelle kitschig
oder pathetisch ist. Der Autorin gelingt es ganz hervorragend das wirkliche
Leben einzufangen und in ihre Romanhandlung einzubetten. Lois könnte jederzeit
eine Freundin aus der eigenen Nachbarschaft sein, deren Leben man ein ganzes
Stück begleitet. Überhaupt sind die authentischen Figuren das Salz in dieser
Romansuppe. Nicht nur die Ich-Erzählerin Lois überzeugt den Leser. Auch alle
anderen Figuren haben Ecken, Kanten und Marotten und erzeugen dadurch einen
besonderen Identifikationsfaktor.
Bewundernswert ist es auch, wie Lola Jaye es schafft, den Tonfall eines Vaters
einzufangen. Viele Dinge, der er seiner Lois schreibt, würde ich meiner Tochter
auf diesem Wege auch so sagen. Und so wechselt der Roman permanent zwischen der
eigentlichen Handlung und den jeweiligen Bucheinträgen, die insgesamt eine
hervorragende Einheit bilden.
Meist stellt sich bei solchen Romanen die Befürchtung ein, dass das Ende im
Kitsch ertrinkt. Auch hier gelingt es Lola Jaye den Leser zu überraschen und zu
überzeugen. Sicher ahnt man, wie der Roman ausgehen wird, trotzdem hält die
Autorin noch ein paar Überraschungen bereit, die nicht nur den Leser, sondern
auch Lois überraschen werden.
Fazit
Für immer, Dein Dad" ist einer dieser Romane, die wie im Flug vergehen,
die noch etwas nachhallen und in die man gerne einen zweiten oder dritten Blick
wirft. Eine tolle Geschichte über die Liebe eines Vaters zu seiner Tochter,
über das Erwachsenwerden und über das Leben im Allgemeinen.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 01. März 2012 2012-03-01 16:40:32