Undenkbar Denken
"Alles, was wir sind, ist das Ergebnis dessen, was wir gedacht
haben".
Dieses Buddha-Wort setzt Jürgen Stock vor sein Buch und gibt damit die Richtung
seines innovativen Ansatzes vor.
Wenn wir an uns arbeiten wollen, wenn wir andere Wege aufsuchen wollen, uns
verändern möchten, dann ist dies weder ein Wunder, was vom Himmel fällt noch
eine sonstige Form impulsiver Handlung. Den nachhaltigen Weg zu einer echten
Veränderung bietet eine Veränderung des eigenen Denkens im Sinne eines
Überwindens ständiger "Denkmuster", der Automatismen und Strategien,
die unsere Persönlichkeit Zeit ihres Lebens eingeübt und automatisiert hat.
"Was wir denken, werden wir sein", lautet der zweite Teil des Buddha
Zitates.
Was wir bisher gedacht haben ist das, was uns als Person ausmacht, was (und vor
allem wie) wir für die Zukunft denken ist das, wohin wir uns bewegen werden.
Eine einfache Formel und einfach gesagt, aber ein durchaus nicht einfacher Weg,
der sich mit dieser Erkenntnis eröffnet.
Ein Weg aber, den Stock bereits mit der Form seines Buches nachhaltig eröffnet.
Paradoxien, Sentenzen, Undenkbarkeiten, der Reiz, seinen Vorschlägen zum
Blättern im Buch zu folgen, die vielen Übungen, mit denen Denkmuster entlarvt
werden, die zu ständig falschen Ergebnissen führen, schon diese Form ist
ungewohnt und fordert nachgerade zu einem aktiven Denken, zu einem "anders
als gewohnt" herangehen an die Lektüre auf. Ein teils durchaus mühsamer
Weg im Blick auf den teils hohen Abstraktionsgrad des Buches.
Neben den Methoden, das Denken "umzustrukturieren", die Stock vielfach
im Buch vorlegt (und die durchaus erprobenswert sind), leistet er natürlich
eine ausführlich Argumentationsarbeit, um zu verdeutlichen, dass eine
persönliche Veränderung unabdingbar mit einer Bearbeitung der vorliegenden
Denkmuster einhergeht. Denn ansonsten, das ist einsichtig, werden sämtliche
neue Reize, Lebensimpulse und Ansätze umgehend wieder einsortiert in alte
Bewertungsmuster und somit ihre Kraft nicht entfalten können. Es bedarf somit
einer anderen, breiteren Flexibilität des Denkens, um auch an den Rändern noch
Ereignisse und Ideen offen wahrnehmen und ihnen bei Bedarf nachgehen zu können.
Zu Grunde legt Stock hier auch (neben buddhistischen Erkenntnissen) das
"Opfer-Gestalter" Modell nach Covey. Sich des persönlichen
Gestaltungsbereiches bewusst zu sein, seine Aufmerksamkeit eher auf die kleinen
Dinge zu legen, auf die wir Einwirken können, führt zu einem wachsenden
Empfinden von Selbstwirksamkeit, statt sich zu sehr mit jenen Dingen zu
befassen, die außerhalb des eigenen Einflussbereiches liegen (Demotivation).
Um diese Dinge nur zu wissen ändert aber noch gar nichts, auch damit hat Stock
recht und bietet daher vielfache Übungen an, die teils verblüffend das Denken
in andere Bahnen lenken. Dies vor allem, in dem einerseits die
"Musterbildung" des Denkens angeregt wird und zugleich mit der Übung
ein Muster durchbrochen wird. Je weiter man vordringt im Buch, desto deutlicher
wird die Fähigkeit ausgebildet, nach dem zu Schauen, was wirklich
"ist" statt sich umgehend automatisch nach dem zu richten, was im
Rahmen des eigenen "Musterdenkens" herauskommen "soll". Die
"Brennweite" des eigenen "gedanklichen" Blicks wird auf
diese Weise mehr und mehr erweitert, Denkfilter können ausgeschaltet werden,
mit verblüffenden Erkenntnissen, nicht nur im Buch.
Fazit
Das Denken als "Flexibilität", nicht als "abgeschlossenes"
System ist Grundlage und Ziel dieses Übungsbuches. Es sei nicht verschwiegen,
dass die Beschäftigung mit dem Buch zunächst harte Arbeit bedeutet, bis nach
einer Weile der ständige eigene Drang nach Musterbildung tatsächlich
nachlässt und man sich dem "undenkbaren Denken" Stocks tatsächlich
nähern kann. Dies allerdings ist durchaus lohnenswertes Unterfangen für die
eigene Entwicklung eines freieren Denkens und wird im Buch durch Form und Inhalt
nachhaltig unterstützt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 21. Februar 2012 2012-02-21 14:21:37