Irvings neuester Roman und ich, als begeisterte Irving-Leserin, bin schwer
enttäuscht. Danny erschlägt als kleiner Junge mit einer gusseisernen Pfanne,
wie er glaubt, einen Bären, der seinen Vater töten will. Typisch irving'sch:
es war eine große breite Frau, mit der der Vater gerade Sex hatte.
Hier beginnt die Flucht der beiden vor dem Rachesuchenden Sheriff von Twisted
River und dem Freund des getöteten "Bären". An sich wieder eine
irrwitzige Geschichte, die typisch ist und viel verspricht- wenn man denn die
ersten zähen Kapitel überstanden hat- aber leider. Es ist eine zerfahrene
Erzählweise, als ob Irving selbst nicht mehr ganz durchblickt, wie viele
falsche Namen sich die beiden im Laufe der Jahrzehnte zu gelegt haben und von wo
nach wo sie geflüchtet sind, wie all die verschiedenen Restaurants und diversen
Frauen, die sich alle irgendwie immer ähnlich sind und immer an die
"Bärin" erinnern. Danny entwickelt sich zu einem mehr oder weniger
erfolgreichen Schriftsteller, der, wie sein Vater, ebenfalls jung Vater wird (um
nicht nach Vietnam zu müssen). Beide haben keinen Erfolg bei den Frauen, oder
ist es die Flucht, die ihnen immer eine gute Ausrede gibt?
Die Geschichte nimmt einfach keine Fahrt auf, man quält sich von einem Kapitel
zum anderen und die ständigen Zeitsprünge gehen mächtig auf die Nerven! Nie
scheint eine Sache wirklich zu Ende erzählt oder erlebt zu sein. Hat man sich
zum Ende durch gelesen kommt plötzlich die von mir lang ersehnte
Gefühlvolligkeit von Irving ins Spiel, aber viel zu spät. Irving kann mit
wenigen Worten und Sätzen die gesamte Spanne der menschlichen Empfindlichkeit
und Verletzlichkeit auffangen, aber warum so spät erst?
Fazit
Leider kein Hochflieger wie "Garp und wie er die Welt sah" oder
"Witwe für ein Jahr".
Vorgeschlagen von Diyani Dewasurendra
[Profil]
veröffentlicht am 15. Februar 2012 2012-02-15 14:21:21