Nachdem ich dieses Buch Weihnachten unter meinem Wichtelgeschenken finden
durfte, ist es erst einmal bei mir ins Regal gewandert. Der Klappentext klang
zwar vielversprechend, jedoch hatte ich kein großes Verlangen es sofort zu
verschlingen. Dies sollte sich ändern, als ich das Buch als Januar-Aufgabe
entdeckte. Die Leseprobe bestach durch unterhaltsame Dialoge, wurde sogar etwas
spannend und der flüssige Stil, machte Lust auf den Rest des Buches.
Leider konnte mich die Umsetzung am Ende des Buches jedoch gar nicht
überzeugen. Die Idee, dass ein Bräutigam auf einer Hochzeitsfeier erschlagen
wird, finde ich sehr interessant, da sie nicht so häufig verwendet wird. Als
Leser erwartet man Dynamik, Spannung, Nervenkitzel und Mitraten am komplexen
Fall, doch dies ist weit gefehlt. Stückchenweise erkennt man diesen Ansatz, wie
ich es auch bei der Leseprobe empfunden habe, jedoch ist die Umsetzung
hauptsächlich zähflüssig, lahm und stellenweise sogar recht kindlich.
Es fängt schon mit der Protagonistin an. Nach einem lesbischen Kriminalroman
aus der Feder von "Lisa Bell" freute ich mich hier auf eine bessere
Umsetzung, da die Autorin schon deutlich mehr Schreiberfahrung aufweist. Die
lesbische Neigung wird interessant eingebaut und passt hervorragend in die
Geschichte und zur Protagonistin. Jedoch ist das der einzige Pluspunkt der
Protagonistin. Stellenweise benimmt sie sich nicht nur naiv und kindlich, sodass
man regelmäßig den Kopf schütteln muss, sondern sie entwickelt sich auch nur
wenig weiter. Die immer betonte Menschenkenntnis, durch ihre Kenntnisse in der
Psychologie werden nur ständig erwähnt, sind allerdings alles andere als
logisch eingebaut. Selbst ein Laie besitzt in meinen Augen, an einigen Stellen
mehr Menschenkenntnis. Zudem wirkt sie eher künstlich, als lebendig. Wodurch
mir die Hauptfigur alles andere als sympathisch war. Auch die anderen Charaktere
wirken blass, teilweise sogar lieblos. Man merkt, dass die Autorin ihr Augenmerk
auf Charlie gerichtet hat. Ausgereift eigentlich perfekt.
Weiter geht es mit der recht flachen Handlung. Obwohl ein Mord geschieht, sind
die Ermittlungen, die die suspendierte Charlie anstellt, weder professionell,
noch spannend. Als Krimi-Fan bin ich von diesen zähflüssigen und teilweise
belanglosen Dialogen und Szenen echt enttäuscht. An manchen Stellen hatte ich
sogar das Gefühl, dass die eigentliche Leiche vergessen wurde, bis sie dann
überraschenderweise wieder beachtet wurde. So überraschend, wie ab und an die
Leiche wieder auftauchte, kam auch die Auflösung. Allerdings mitten im Roman.
Als genauer Leser und Fan der roten, alten Kriminalromane, wusste ich sofort was
sich hinter den Anspielungen versteckte. Im Grunde setzte ich nun darauf, dass
es zum Schluss doch noch eine Wendung geben würde, sodass ich vorher aufs
Glatteis geführt worden wäre, aber meine Vermutung war komplett richtig.
Spannungsaufbau oder eine typische Spannungskurve konnte ich jedenfalls dank der
frühen Auflösung und der generellen Umsetzung nicht feststellen.
Selbst die Auflösung hat mich persönlich nicht vom Hocker gehauen. Logisch,
aber nichts Besonderes. Auf Grund all dieser einspielenden Faktoren, kann ich
das Buch nicht empfehlen. Für mich war dies das erste uns letzte Werk dieser
Autorin. Ich freue mich, diese Leseerfahrung gesammelt zu haben, aber trotz
bevorzugtem Genre, konnte mich das Buch nicht überzeugen.
Fazit
"Alle Rache will Ewigkeit" ist ein schwacher Roman, der mich weder
optisch noch inhaltlich überzeugen konnte. Eine nett gemeinte Idee trifft auch
Zähflüssigkeit, schwache Protagonisten und eine viel zu frühe Auflösung.
Für mich ein Stern.
Vorgeschlagen von sarahsbuecherwelt
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veröffentlicht am 17. Februar 2012 2012-02-17 14:46:06