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Jussi Adler-Olsen: Das Alphabethaus

Das Alphabethaus

von Jussi Adler-Olsen
Verlag: dtv [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Thriller
ISBN-13 978-3-423-24894-5

Preis: 11,95 Euro bei Amazon.de [Stand: 23. November 2024]
Innerer und äußerer Überlebenskampf

Nicht umsonst stehen die Bücher Adler Olsens regelmäßig auf den vordersten Plätzen der Bestsellerlisten. Wenigen anderen Schriftstellern gelingt es, das Böse im Menschen, die Grausamkeit, die Tiefen der Persönlichkeiten in solch dichter und spannender Atmosphäre zu schildern, wie es Adler Olsen gelingt. Das "Alphabet Haus" bildet hier keine Ausnahme. Obwohl es chronologisch vor all den letzten Bestsellern Alder Olsens um Carl Mörck geschrieben wurde und den Debütroman des Autors bildet. Was vor allem an der interessanten Voraussetzung der Geschichte liegt und dem klug gewählten Ort des ersten Teils der Handlung, sowie dem klug gewählten inneren, mentalen "Ort der Handlung", quasi "dem Sitz des Bösen" im Menschen.

Auch wenn es offiziell als "Sanatorium" benannt wird, diese Anstalt im Breisgau, das "Alphabethaus" kann mit Fug und Recht als grausames "Irrenhaus" bezeichnet werden. Ein Ort, an dem sich im Winter 1944 zwei englische Offiziere einfinden. Männer, die nicht nur Kameraden, sondern ebenso auch eng befreundet sind. In Feindesland gestrandet, des Deutschen nicht mächtig, schlüpfen beide in die Rollen deutscher Offiziere, müssen aber ab diesem Zeitpunkt "die Sprache verloren haben", um sich nicht zu verraten und gelten unter den Deutschen somit als geisteskrank.

Dies alles bildet die präzise Einführung des ersten Teils der Geschichte und die Grundlage der folgenden Ereignisse. Denn was die beiden englischen Offiziere im "Alphabethaus" an körperlichen und seelischen Bedrückungen, Foltern, Grausamkeiten zu ertragen haben, dies packt Adler Olsen in eine dichte und spannende Geschichte hinein, die den Leser Seite für Seite zum einen mitfiebern lässt mit den Protagonisten des Buches, mit deren Wohl und Wehe und, zum anderen, versteht es Adler Olsen, den Leser ebenso ein um das andere Mal sprachlos ob der Abgründe menschlichen Seins zurückzulassen.
Abgründe und Verhaltensweisen, die einen Menschen nicht nur körperlich hart angehen, sondern quasi "in der Seele zerstört" zurücklassen können, die für den Rest des Lebens keine Ruhe mehr lassen werden. Einerseits vom Personal des Hauses, die ihren "Experimenten" freien Lauf zu lassen verstehen, andererseits auch von Mitinsassen, denn die beiden englischen Offiziere sind nicht die einzigen "Simulanten" im Haus und die Gefahr durch andere "Untergeschlüpfte" ist deutlich höher noch einzuschätzen als die durch Ärzte und Pfleger (von denen die Meisten diesen Namen kaum verdienen).
Wer vorher noch einigermaßen bei Sinnen war, der wird diese Zeit dort nicht geistig gesund überstehen können.

All dies schildert Adler Olsen in solcher Präzision und bildkräftigen Sprache, das es ihm beständig gelingt, den Leser mit im Geschehen zu halten und diesen einfach nicht auszulassen vom Anblick dessen, was Menschen an Bösem auch in sich tragen. Zumindest so einige.

Aber damit nicht genug. Einem der beiden englischen Offiziere gelingt die Flucht aus dem "Alphabethaus" und all diese Ereignisse dort bilden wiederum nur den Hintergrund, die Erinnerung eines der beiden, Bryans, dem dies alles auch nach Jahrzehnten noch keine Ruhe lässt und der sich nun in der Gegenwart des Romans, Jahrzehnte später, aufmacht, um nach seinem Freund James zu suchen, den er bei der Flucht zurücklassen musste.

Und auch in dieser Gegenwart des Romans lässt Adler Olsen keinen Zweifel daran, dass menschliche Abgründe und Bösartigkeiten in jedem Umfeld und jedem System sich ihren Weg bahnen und ihren Ort finden werden. Denn auch die Suche nach seinem Freund James Jahrzehnte nach Kriegsende wird Bryan umgehend in gefährliche Situationen bringen, in einen Kampf wiederum um das nackte Überlegen, getrieben von der Hoffnung, seinen Freund James doch noch nach fast dreißig Jahren zu finden. Dreißig Jahre später, die James hätte überleben können, die aber auch eine Vielzahl der Gegner und der eifrigen Kriegstreiber der damaligen Zeit noch in Saft und Kraft (und besten Verhältnissen teilweise), vor allem aber gefährlich vorfinden lässt.
Fazit
Schon dieser erste Roman Adler Olsen offenbart alle Qualitäten des Autors. Eine intensive und nicht loslassende Atmosphäre, eine ständig greifbare Spannung, ein Ausloten der Personen des Buches in der auch schrecklichen Tiefen. Eine Erzählweise, die den Leser gerne über die ein oder andere kleinere Ungereimtheit hinwegsehen lässt. Mithin ein hervorragendes Buch.
10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne10 Sterne
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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 04. Februar 2012

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