Schematherapie zur Selbsthilfe
Im Rahmen der ausführlichen Darstellung der Schematherapie als Ergänzung und
Entwicklung aus der kognitiven Verhaltenstherapie heraus ("Schematherapie
in der Praxis", Beltz Verlag) hat Gitte Jacob, hier nun mit anderen Autoren
gemeinsam, die vielfachen praktischen Erkenntnisse und theoretischen Grundlagen
der Schematherapie der Möglichkeit des Selbstlernens zugeführt.
Ziel dieses Buches zum eigenen Lernen ist es, sich selbst und seine Gefühle
besser zu verstehen, vor allem da, wo innewohnende Muster der eigenen
Persönlichkeit (immer wieder) dem entgegenstehen, was an "eigentlich
erreichen will". Verständlich und logisch ist es, die "alten
Wege" der eigenen Person zunächst genau zu verstehen, um dann "andere
Wege" gehen zu können. Auf der Basis des "Schema-Modus" Ansatzes
stellen die Autoren im Weiteren sehr verständlich und für die eigene
Reflektion bestens geeignet zunächst die grundlegenden "Modi" der
Persönlichkeit dar (Kindmodi, Dysfunktionale Elternmodi und Bewältigungsmodi),
bevor im zweiten Teil des Buches sodann in gelungener Form vorgelegt wird, in
welcher Weise und mit welchen Instrumenten die eigene Arbeit aufgenommen werden
kann, um eigene, eingefahrene und "störende" Verhaltens- und
Persönlichkeitsmuster zu verändern.
Im konkreten Vorgehen erläutern die Autoren zunächst Möglichkeiten der
"Kontaktaufnahme" mit "alten Mustern", die durch
Verletzungen in der Kindheit, unterdrückter Wut, aber auch solchen Prägungen,
die wie durch "innere Stimmen" beständigen destruktiven Druck
innerhalb der Persönlichkeit ausüben und anderen Erscheinungsformen sich
bemerkbar machen. Im zweiten Schritt geht es dann um eine möglichst
weitreichende "Reduktion" dieser ursprünglichen Muster und deren
Auslöser.
All dies legen die Autoren immer wieder anhand von Fallbeispielen verständlich
vor und verweisen ebenso beständig auf die Notwendigkeit von Feed-Backs der
Umgebung, um die eigenen hinderlichen Modi konkret einordnen zu können. Klare
Hinweise, farblich abgesetzte Fallbeispiele und ebenso farblich abgesetzte
Schemata zur Eigenarbeit erleichtern die Orientierung und die Arbeit mit dem
Buch ebenso, wie die durchaus verständliche Sprache.
Dennoch bleibt festzuhalten, dass das Buch durchaus einen hohen Anspruch an sich
trägt, sehr kognitiv ausgelegt ist und damit in Teilen eine erhöhte
intellektuelle Reflektionsfähigkeit voraussetzt. Dies in Verbindung mit einer
generellen Vorsicht gegenüber "Selbstheilungsprogrammen" führt im
positiven durchaus zu einer gesunden Distanz und hindert zu Recht das
Verständnis des Buches als eines "Allheilmittels" (so auch nicht von
den Autoren verstanden oder vorgestellt). Auch nach der Lektüre bleibt
festzuhalten, dass eine professionelle (und gute) Begleitung sicherlich durch
das Buch nicht ersetzt werden kann. Wohl aber erleichtern die Darlegungen eine
Einordnung des eigenen Verhaltens, zeigen Möglichkeiten der eigenen
Intervention auf und bieten so eine fundierte Grundlage zur Entwicklung hin,
"andere" (und das heißt letztlich auch wirklich die eigenen) Wege
gehen zu können, statt immer wieder an alten, inneren Mustern und beständig
sich wiederholenden, destruktiven Verhaltensweisen darin zu scheitern.
Fazit
Verständlich, hoch aktuell und Schritt für Schritt eine Reflektion der eigenen
Person anleitend bietet das Buch durchaus sachlich, nüchtern und kognitiv eine
ganze Reihen von Impulsen für die eigene Reflektion und eigene, erste
Maßnahmen für den "eigenen Weg" in Bearbeitung alt eingefahrener
Muster (Modi) der eigenen Persönlichkeit. Ebenso versäumen es die Autoren
nicht, "funktionale Modi" eindeutig und verständlich zu beschreiben.
Dennoch ersetzt das Buch eine professionelle Begleitung nicht. Als
"Begleit-Lektüre" zu einer Therapie oder Beratung, wie es auch die
Autoren durchaus explizit anregen, ist das Buch jedoch uneingeschränkt
empfehlen ebenso wie für eine erste Arbeit an sich selbst.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 02. Dezember 2011 2011-12-02 12:56:19