Mobbing aus Sicht der Managementebene
Vielfältig ist die Literatur zum Thema "Mobbing", der Ansatz aber,
das Feld des Mobbing aus dem Blickwinkel der Führungskräfte zu beleuchten ist
durchaus innovativ und in dieser Form bisher kaum grundlegend betrachtet worden.
Nicht umsonst also ist eines der zentralen Themen des Buches jenes "von
oben verordnete" Mobbing, das zu Zeiten durchaus auch für ein breites
Medienecho sorgte und häufiger im Raume steht, als man sich wünschen würde.
Unliebsame Mitarbeiter durch "Mobbing von oben" aus dem Unternehmen zu
drängen ist damit ein Teilbereich eines "organisierten Mobbings", dem
sich Jürgen Heidenreich dankenswerterweise intensiv zuwendet.
In der Form geschieht dies durch vielfache, praktische Beispiele, die nicht
konstruiert wurden, sondern "aus dem wahren Leben gegriffen" sich im
Buch vorfinden. Beispiele, Erlebnisse, die auch die Niederträchtigkeit dieser
Form der (verfehlten) Kommunikation offen legen. Hierbei stellt Heidenreich
fundiert und deutlich fest, dass Mobbing keine "Moderescheinung" war
oder ist, sondern ein durchaus weit verbreitetes Phänomen, welches durch den
starken Anstieg prekärer Arbeitsverhältnisse in noch höherem Maße sich
verbreiten könnte. Allerdings beton Heidenreich auch gegenläufige Trends.
Diese entstehen nicht unbedingt aus Einsicht oder neu erworbenen ethischen
Grundhaltungen, allein schon die demographische Entwicklung in Deutschland
öffnet manchen Arbeitgebern die Augen darüber, dass ein sorgsamerer Umgang mit
tatsächlichen und potentiellen Mitarbeitern betriebswirtschaftlich zunehmend
notwendig wird. In diesem Zusammenhang ist bereits das zweite Kapitel des Buches
von hohem Interesse, in dem Heidenreich auf die Kosten des Mobbings zu sprechen
kommt und diesen die (weitaus geringeren) Kosten präventiver Maßnahmen
gegenüber stellt.
Im weiteren wendet sich Heidenreich dem Thema in aller Breite und notwendiger
Tiefe zu. Differenziert führt er Gründe für Mobbing auf (Überforderung bei
Arbeitsverdichtung, neue Anforderungen, persönliche Animositäten u.v.m.) und
setzt hierbei immer wieder Betrachtungen zu seinem Schwerpunkt aus der Sicht der
Führungsebene ein (betriebliche Ursachen, verordnetes Mobbing, Gründe von
Seiten der Vorgesetzten u.a.).
Über eine genaue Beschreibung bekannter Mobbingformen leitet Heidenreich zum
Erkennen von Mobbing über (nicht jede negative Äußerung ist zugleich bereits
Mobbing) und verweist, auch dies lesenswert (und neben den Kosten des Mobbing
auch ein guter Einstieg in das Buch) auf die eigentlich im Raum stehenden
Verpflichtungen des Arbeitgebers dem Mitarbeiter gegenüber (die sich so gar
nicht mit einem Mobbing in Deckung bringen lassen).
Konkrete Möglichkeiten, einem existierenden Mobbing zu begegnen finden sich
ebenso im Buch wie vielfache Anregungen, ein Mobbing erst gar nicht aufkommen zu
lassen (Vorbeugung). Wobei die Grundanliegen von Jürgen Heidenreich in den
letzten Einlassungen kulminieren, Mitarbeiter stark zu machen, Lob und Kritik
konstruktiv einzusetzen und damit ein konstruktives Betriebsklima zu schaffen.
Grundlegende Aufgaben der Führungsebene eben.
In sehr übersichtlicher Form, durch Tabellen, farbliche Hervorhebungen und
einige Grafiken illustriert legt Jürgen Heidenreich eine umfassende Betrachtung
zum Thema Mobbing vor, die zum einen durch ihre Praxisnähe, zum zweiten durch
ihre sachliche Objektivität und zu guter letzt durch ihren Schwerpunkt auf die
Sicht aus der Führungsebene heraus ihren besondern Wert hat. Nicht nur die
Erkenntnis, dass Mobbing vielfach mehr Kosten als Nutzen nach sich zieht wird
dabei eindrücklich vermittelt, sondern vor allem auch vielfältige
Interventionsmöglichkeiten, ein bestehendes Mobbing aufzuarbeiten oder, noch
besser, ein solches gar nicht erst aufkommen zu lassen im Rahmen der
betrieblichen Kommunikationskultur.
Fazit
Ein Buch, dass einen innovativen Zugang zum Thema bietet und andere Sichtweisen
als die Gewohnten zum Thema in sich birgt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 11. November 2011 2011-11-11 14:14:14