Die isländische Kleinstadt Akureyi steht kurz vor ihrem alljährlichen
Sommerfestival. Zehntausende Gäste wollen dort ein großes Fest feiern. Der
Reporter Einar weiß, dass das Fest immer wieder für Schlagzeilen sorgt.
Besonders seine Tochter Gunnsa ist davon angetan, da zeitgleich auch ein
Hollywoodteam in der Stadt ist, um einen Erotik-Thriller zu drehen. Unterdessen
bekommt Einar den Auftrag, ein leerstehendes Haus zu beobachten, in dem es, nach
Information einer geheimnisvollen Frau, spuken soll. Doch statt Gespenstern
entdecken Einar und Kommissar Olafur Gisli die nackte Leiche eines
siebzehnjährigen Mädchens. Alles deutet auf Selbstmord hin, doch die Obduktion
ergibt, dass sie vergewaltigt wurde. Abermals erhält Einar eine Nachricht der
geheimnisvollen Frau, die ein Medium ist und ihm helfen will, den Mörder zu
fassen. Doch dann wird auch diese Frau getötet. Einar ermittelt auf eine Faust
und gerät in einen Sumpf aus Sex und Drogen.
Mit "Ein Herz so kalt" liegt nunmehr der dritte in Deutschland
veröffentlichte Roman mit dem Reporter Einar als Hauptfigur vor. Neben einer
gut durchdachten Krimihandlung sind es vor allem Thorarinssons Bilder der
isländischen Gesellschaft, die den Roman lesenswert machen. Hinzu kommt, dass
Einar über eine gesunde Portion eigenwilligen Humors verfügt, der in diesem
Roman auch gut zum Ausdruck kommt. Zwei Merkmale machen den Roman besonders
interessant: Die eher ungewöhnliche Erzählzeit Präsens, die zu Beginn etwas
gewöhnungsbedürftig ist, sich später als richtige Zeit herausstellt, da man
so noch näher am Geschehen ist. Außerdem ist der Roman im positiven Sinne sehr
sprachlastig. In fast jedem Kapitel überwiegt der Dialoganteil im Vergleich zum
erzählenden Text. Dadurch werden die Figuren, allen voran Einar, überaus
lebendig.
Warum es insgesamt nicht zu einer Höchstbewertung reicht? Letztlich ist
"Ein Herz so kalt" ein Kriminalroman und muss auch unter diesem Aspekt
bewertet werden. Und hier braucht der Roman einige Zeit, bis die Handlung
wirklich in die Gänge kommt. In der ersten Romanhälfte stehen klar die
Charaktere und der isländische Lokalkolorit im Vordergrund, was eindeutig zu
Lasten der Spannung geht. Hier kann der Roman erst in der zweiten Hälfte
punkten. Dafür dann mit einer durchaus gelungenen Auflösung.
Fazit
Mit "Ein Herz so kalt" ist dem Isländer Arni Thorarinsson ein guter
Roman gelungen. Auch wenn die Krimihandlung eher schleppend vorangeht,
überzeugt der Roman durch gute Figuren, viel Lokalkolorit und einer Portion
Humor.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 07. Oktober 2011 2011-10-07 14:52:49