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Hans-Dietrich Gelfert: Charles Dickens

Charles Dickens

von Hans-Dietrich Gelfert
Verlag: Verlag C. H. Beck [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Biografie
ISBN-13 978-3-406-62217-5

Preis: 14,95 Euro bei Amazon.de [Stand: 26. Dezember 2024]
Zeit- und Lebensschau

Nicht nur in zu den biographischen Eckdaten des Lebens von Charles Dickens oder in eine reine Beschreibung seiner Vorlieben, Neigungen, seiner Persönlichkeit nimmt Gelfert den Leser mit, sondern in eine ganze Zeitenschau. So, wie Dickens Romane immer auch ein intensives Bild seines Zeitalters, der Sitten und Gebräuche, der Regeln und Werte, der Nöte und Sorgen widerspiegeln (und damit aufzeigen, wie sehr Dickens ein reflektierter Betrachter seiner Zeit war), so legt auch Gelfert in weiten Teilen seines Buches Dickens immer wieder in Bezug auf seine konkrete Zeit und in seinem persönlichen Erleben vor.
So ist es logisch und folgerichtig, das Gelfert als Einleitung zum Buch zunächst ein Portrait des Zeitalters vorlegt.

Das viktorianische Zeitalter ist es, in welchem Dickens aufwächst, das Zeitalter der Stände, der klaren, gesellschaftlichen Trennungen, das Zeitalter auch eines stetigen, bürgerlichen Aufstiegs in England. Aber auch ein Zeitalter des Kampfes um bessere Arbeitsbedingungen und bezahlbare Lebensmittel, Zeichen einer durchaus gespaltenen Gesellschaft. Eine Spaltung, die sich in Dickens Romanen immer wieder als Thema niederschlägt, wie Gelfert herausarbeitet und das sich in Form der "Armenfürsorge" als drängendstes Problem jener Zeit aufzeigte.

Von Beginn an wird im Buch deutlich, dass Gelfert die engen Verbindungen zwischen Person, Werk und Zeitgeschichte zu ziehen vermag und diese immer wieder am Lebenslauf Dickens nach verfolgt und nachweist. Von der Geburt am 10.2.1812 beginnend bis zum Tod Dickens am 9. Juni 1870. Eine Lebens- und Schaffenszeit, in der Gelfert auch nicht versäumt, die unglückliche, erste Leidenschaft von Charles Dickens zu Maria Beadnell genauer zu beleuchten. Denn diese, wie auch andere prägende Personen und Erlebnisse in Charles Dickens Lebens fanden umgehend Eingang in sein Werk. Die Dora Spenlow in David Copperfield ist jener realen Maria Beadnell nachempfunden.

So entfaltet sich Seite für Seite, nicht immer einfach im Stil, stets aber kundig und hochinteressant, ein verwobenes Lebensbild eines genialen Schriftstellers, der als Kind seiner Zeit und als Verarbeiter seiner persönlichen Lebensumstände (Die literarische Figur des Mr. Micawber ist seinem Vater nachempfunden, wie man in vielen der Figuren des Dickenschen Kosmos immer wieder Parallelen zu ihm bekannten, ihm wichtigen Personen zu ziehen vermag) Werke von dauerhaftem Bestand und genauer Menschenkenntnis geschaffen hat, die untrennbar mit seinem eigenen Leben verbunden sind.

Ebenfalls verdeutlicht Gelfert die unterschiedliche Rezeption des Werkes und der Person des Schriftstellers. Oliver Twist und David Copperfield, das sind die bekanntesten Werke außerhalb der englischsprachigen Welt. Im englischen Sprachraum allerdings steht über allem im Werk von Dickens "Eine weihnachtliche Geistergeschichte". Ein Märchen, in dem Dickens meisterhaft seine Kritik an den herrschenden Verhältnissen in fiktiver Form aussprach. Eine Kritik an der Ausbeutung von Kindern in Fabriken, die, typisch Dickens, dieser nicht am Symptom festmacht, sondern an den Ursachen, den "harten Herzen" der Industriebarone, für die Scrooge in der ersten Erzählung der "Geistergeschichten" steht.

Leben, privates Erleben, Zeitgeschichte, Werkgeschichte, Interpretationen einzelner Werkteile und, immer wieder, die Querverbindungen zwischen allen Einflüssen im Leben des Charles Dickens auf sein Werk machen dieses Autobiographie zu einer ergiebigen Quelle für Person und Werk des großen Zeitkritikers Charles Dickens, der für seine Kritik an den Härten der Gesellschaft sein Talent zur poetischen und tiefgreifenden Form zu nutzen verstand.
Fazit
Ergänzt durch ausführliche Zeittafeln zur Lebensgeschichte und zur literarischen Rezeption bildet das Buch eine umfassende und hochwertige Biographie.
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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 01. Oktober 2011

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