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Bernd Greiner: 9/11. Der Tag, die Angst, die Folgen

9/11. Der Tag, die Angst, die Folgen

von Bernd Greiner
Verlag: Verlag C. H. Beck [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Sachbuch
ISBN-13 978-3-406-61244-2

Preis: 15,25 Euro bei Amazon.de [Stand: 21. November 2024]
Prof. Greiner ist Experte für die Geschichte und Politik der USA, die er seit Jahrzehnten durchaus kritisch betrachtet (vgl. seine beiden Publikationen zur Kuba-Krise von 1987 und 2010). So war ich sehr gespannt auf seine Darlegung der Ursachen des 11. September. Greiner geht in einem ersten Kapitel recht kurz auf den Verlauf dieses Tages ein, wobei er sich mit Verschwörungstheorien m.E. viel zu wenig auseinandersetzt. Er beleuchtet dann - ebenfalls sehr kurz - die Ursachen des Hasses von Al Quaida auf den Westen anhand der Lebensläufe Osama Ben Ladns und anderer Al Quaida-Mitglieder. Dabei wird kurz auf die Frage eingegangen, wie die islamischen Schulen zur Frage des Dschihad, des Heiligen Krieges gegen "Ungläubige" stehen und die Antwort fällt differenziert aus. Letztlich führt Greiner den Hass von Al Quaida auf negative Folgen der Globalisierung zurück, auch wenn er darin nicht das einzige Motiv sieht.

In Anlehnung an Süskinds bahnbrechendes Werk: "The one Percent droctrine" untersucht Greiner schwerpunktmäßig die amerikanische Reaktion auf den 11. September und bietet eine hervorragende Analyse der Denkungsart der Regierung Bush, wobei er insbesondere auf Vizepräsident Cheney, den er eindeutig als "starken Mann" in der Regierung Bush sieht, ein. Schwarz-Weiß-Denken, Fixierung auf Geopolitik und Präemption, imperiale Präsidentschaft, die der Exekutive Vollmachten zubilligt, die von der US-Verfassung nicht gedeckt sind und vor allem die Vorstellung, Terroristen seien eine Gefährdung der Sicherheit der USA, wenn eine Aggression ihrerseits nur zu einem Prozent wahrscheinlich sei (One Percent droctrine)und daher seien Beweise nur zeitraubend und unnötig, die "Gefahr" prä-emptiv, also vorsorglich, zu beseitigen und die Terroristen zu vernichten, ist m.E. die zentrale Aussage in diesem Buch, die alle weiteren Kapitel, etwa über die Einschränkung des Rechtsstaates und die Maßnahmen der Regierung Bush/Cheney, die ausführlich geschildert werden, begründet.

Doch auch von Obamas Politik zeigt sich Greiner enttäuscht. Er sei letztlich den Republikanern entgegengekommen und seine Wahlversprechungen nicht eingelöst. Gewalt, so das Fazit Greiners, könne den Terror nicht bekämpfen und seine Ursachen nicht beseitigen, Angst - und Greiner erklärt die Aktionen der Bush-Regierung insbesondere mit der Angst der Akteure um ihr Leben (so habe Vizepräsident Cheney im Zusammenhang mit den Anschlägen immer von einer Gefährdung Wahshingtons, nicht New Yorks gesprochen) hätten Denkweisen der Regierung Bush begründet. Schlimmer noch, die Regierung Bush habe Informationen nur akzeptiert, wenn sie ihrem ideologischen Weltbild entgegengekommen sei und Dinge, die nicht in ihr Weltbild passten, einfach ignoriert, diese gegenteiligen Informationen auch nicht ernsthaft geprüft.

Das Buch ist insofern hochinteressant, mit zahlreichen Quellen und Details. Es konzentriert sich allerdings zu sehr auf die Politik der Bush-Regierung und geht mir zu wenig auf den Verlauf des 11. September ein, weil auf eine Auseinandersetzung mit den Verschwörungstheorien gänzlich verzichtet wird. Auch die Analyse der Motive der Al Quaida Anhänger hätte ich mir ausführlicher gewünscht. Der Buchtitel hätte m.E. daher treffender lauten müssen: "Die Auswirkungen des 11. September auf die US-Politik".
Fazit
Daher ziehe ich bei der Bewertung dieses ansonsten durchaus interessanten Buches zwei Punkte ab. Dennoch insgesamt - neben den Publikationen von Aust/Schnibben oder den Publikationen von süskind und Bob Woodward (Bush at War, Der Angriff) oder dem Buch von Richard A. Clarke: "Against all enemies" sehr informativ.
8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne
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Vorgeschlagen von Bernhard Nowak [Profil]
veröffentlicht am 11. September 2011

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