Der 16-jährige Nick geht mit seinen Freunden Jamie und Colin in eine Londoner
Schule. Genervt stellt er fest, dass Colin und immer mehr Mitschüler eine
geheimnisvolle CD erhalten, ohne darüber miteinander zu sprechen. Als auch Nick
eine Kopie dieser CD zugesteckt wird, stellt er fest, dass es sich um ein
Fantasy-Rollenspiel namens Erebos handelt. Dessen Spielregeln sind äußerst
streng: niemand darf über Erebos sprechen und jeder darf es nur alleine
spielen. Verstößt ein Spieler dagegen, fliegt er aus dem Spiel. Dieses scheint
allwissend zu sein:. so verlangt Erebos beim Entwerfen des eigenen
Spielcharakters die Eingabe des richtigen Namens und scheint Hobbies, Charakter
und Gewohnheiten des jeweiligen neuen Mitspielers genau zu kennen. Dieser muss
spezielle Aufgaben sowohl im virtuellen Rollenspiel als auch in der Wirklichkeit
erfüllen. Diese Aufgaben, deren Erfüllung durch das Computerspiel genau
überwacht wird, werden immer seltsamer und gefährlicher. Auch Nick bekommt
dies zu spüren, als er von Erebos plötzlich aufgefordert wird, seinen
Klassenlehrer Mr. Watson zu vergiften. Dieser hatte, ebenso wie Nicks Freund
Jamie, sehr besorgt auf die durch Erebos ausgelöste Entwicklung in seiner
Klasse reagiert, und beide hatten begonnen, die diesbezüglichen Zusammenhänge
zu erahnen. Nick weigert sich, seinem Lehrer etwas anzutun und ist damit raus
aus dem Spiel. Seine verzweifelten Versuche, wieder an Erebos teilzunehmen,
bleiben erfolglos. Erst als Jamie durch einen auf Befehl von Erebos absichtlich
herbeigeführten Fahrradunfall beinahe getötet wird, beschließt Nick, dem
Treiben von Erebos mit Hilfe seiner Freundin Emiliy und einiger Computerfreaks
ein Ende zu setzen...
Das Buch ist äußerst spannend geschrieben und ich habe es nicht mehr aus der
Hand legen können, bis ich es zu Ende gelesen hatte. Die Autorin zieht den
Leser immer tiefer in den Sog ihrer Erzählung, bis er von dem Geheimnis um
Erebos genauso gefesselt ist wie Protagonist Nick, der sympathisch wirkt und mit
seinen Stärken und Schwächen lebensecht gezeichnet und dadurch authentisch
ist. Ursula Poznanski hat in ihrem hochgelobten Debüt der Versuchung
widerstanden, das Thema "Gefahr durch Computerspiele" mit dem
moralisch gehobenen Zeigefinger abzuhandeln. Die Verfasserin mag offensichtlich
Rollenspiele und schildert eine faszinierende virtuelle Welt voller Vampire,
Dunkelelfen, Zwerge und anderer Fantasy-Gestalten. Darin liegt auch die Stärke
dieses Werkes, da es die Faszination Nicks für Erebos begreiflich werden
lässt. Der zweite Teil des Buches und vor allem das Ende wirken nicht ganz so
gelungen und ich teile hier die Meinung des Rezensenten der Fachzeitschrift
"Eselsohr", dass die Auflösung etwas an den Haaren herbeigezogen
erscheint - was aber den Gesamteindruck dennoch nicht schmälert. Vor allem ist
diese Thematik und dieses Buch bei Jugendlichen sehr beliebt, wie eine Umfrage
der Bibliothek im benachbarten Dreieich ebenso gezeigt hat wie die Tatsache,
dass es von der Jugendjury für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2011
nominiert wurde. Und dies ist doch das Wichtigste.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
[Profil]
veröffentlicht am 16. August 2011 2011-08-16 22:54:53