Seit Rufus Mutter nach der Trennung von ihrem Mann wieder berufstätig ist,
macht Rufus das Leben keinen Spaß mehr. Allein im Zeichnen findet er Trost.
Rufus flüchtet immer öfter mit seinen Zeichenutensilien ins Völkerkundemuseum
und beginnt die Schule zu schwänzen. Als eines Tages ein Brief eintrifft, der
Rufus ein Stipendium an einer "Akademie des leibhaftigen Studiums
vergangener Zeiten" anbietet, hält Rufus das für einen Witz. Er weiß,
dass seine Schulleistungen nur mittelprächtig sind. Sollte seine Mutter ihn mit
diesem Trick in ein Internat abschieben wollen? Am Tag der Aufnahmeprüfung
hinterlässt die Akademie einen merkwürdigen Eindruck bei Rufus. Wer hat
heutzutage noch Freitreppen, die zum Eingang führen? Direktor Dr. Saurini
stellt Mutter und Sohn seine Schule vor. PC und Handy brauchen seine begabten
Schüler hier nur selten, betont der Direktor. Unterrichtet werden z. B.
ausgestorbene Sprachen und Schwertkampf in Theorie und Praxis. Rufus erfährt,
dass jemand, den er bisher für völlig unbedeutend gehalten hat, als
Talentsucher für die Akademie tätig ist und ihn hierher vermittelt hat. Das
Haus mit seinen geheimnisvollen Kräften wählt aus den eingegangenen
Vorschlägen seine Lehrlinge selbst aus.
Wie in einem Museum gibt es in der Akademie Vitrinen mit Teilen von Artefakten,
u. a. antike Scherben. Jeder Schüler wird von seinem Artefakt-Fragment in
einer feierlichen Zeremonie als "Träger" gewählt. Er soll dann
Fragmente zusammenführen und dem komplettierten Artefakt seine Geschichte
entlocken. Die Lehrlinge entscheiden weitgehend selbst, an welchen
Unterrichtsstunden sie teilnehmen und welche Fähigkeiten sie noch erwerben
müssen, um den roten Faden in der Geschichte ihres Artefakts zu erkennen.
Pädagogisch auf dem neuesten Stand legt die Akademie Wert auf Gruppenarbeit,
jahrgangsübergreifendes Lernen und Schlüsselqualifikationen wie
Konzentrationsfähigkeit.
Rufus wird gemeinsam mit No und Filine neu aufgenommen. Die drei Frischlinge
lernen zunächst das Benotungssystem der Akademie kennen. Erkenntnispunkte
werden nicht nur von den Ausbildern vergeben, sondern z. B. auch vom Koch oder
der Bibliothekarin. Sie erfahren von "Fluten", außergewöhnlichen
Ereignissen, die die Lehrlinge als Prüfung bewältigen müssen. Die erste
Bewährungsprobe, die sich den drei Neulingen stellt, führt sie per Zeitreise
in eine spezielle Epoche des alten Ägypten. Drei Lehrlinge mit völlig
gegensätzlichem Arbeitsstil machen nun gemeinsam erste Erfahrungen als
Ermittlungsteam in einer weit zurückliegenden Epoche.
Ein Lehrling, der neu in eine Akademie aufgenommen und von einer so klugen wie
anstrengenden Mitschülerin genervt wird, kann sich nur schwer vom Bild des
weltbekannten Zauberlehrlings lösen. Doch Rufus zeigt schon bald seine
spezielle Persönlichkeit. Die Vorstellung der geheimnisvollen Akademie, die dem
Prinzip von Neills Summerhill verpflichtet zu sein scheint, nimmt einen großen
Teil des Auftaktbandes von Boris Pfeiffers historischer Detektiv-Serie ein. Um
im Buch bis zur Zeit der Pharaonen vorzudringen, braucht man als Leser einiges
Durchhaltevermögen. Einige Handlungsfäden dieses Bandes warten noch auf ihre
Fortführung. Im Geheimnis aus der Pharaonenzeit verstecken sich weitere
Rätsel. Ob wir später noch erfahren, aus welchen Gründen Coralia, ein
Lehrling aus einem älteren Jahrgang, ihre Nase so neugierig in die
"Flut" der drei Anfänger steckt? Kann ein ungeduldiger Mensch wie
Coralia ein Thema überhaupt mit anderen im Team erarbeiten und wie geht die
Akademie mit so anstrengenden Lehrlingen wie ihr um? Rufus und seine Mutter
möchten den anderen glücklich sehen. Wie dieses Glück für Mutter und Sohn
aussehen könnte, haben beide noch klären.
Fazit
Boris Pfeiffer vermittelt in seiner Zeitreise-Geschichte sehr humorvoll
historisches Wissen in Anekdoten und versteht es, Interesse für ferne Epochen
zu wecken. Empfohlen für geübte Leser ab 10 Jahren.
Vorgeschlagen von Helga Buss
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veröffentlicht am 01. August 2011 2011-08-01 14:41:32