Der sechste Fall für Kommissarin Züricher in Münster ist ein spannender und
unterhaltender Roman von Ursula Meyer. Die Kriminalschriftstellerin überzeugt
mit detailreicher Milieukenntnis, sowohl was Münster und dessen Umgebung als
auch die kirchlichen, regionalen Zusammenhänge angeht. An manch einer Stelle
hätte eine Beschreibung nicht so umfangreich sein müssen, weil die Nerven des
Lesers ohnehin wegen der kriminellen Spannung strapaziert wurden.
In einem Kindergarten wurde die anonyme Ankündigung eines Entführung
entgegengenommen. Dieser Brief erweckt Besorgnis, denn bereits vor sechs Jahren
waren Kinder aus demselben Kindergarten entführt und später tot aufgefunden
worden. Es hat den Anschein, als würde es sich erneut um einen solchen Vorfall
handeln und die Polizei hätte es jetzt definitiv mit einer Serientat zu tun.
Das Verbrechen soll wie zuvor am Martinstag geschehen. Zwei Wochen bleiben der
Ermittlerin und ihrem Team vom KK12 (vermisste Personen), dem Täter auf die
Spur zu kommen, bevor das Verbrechen geschehen kann. Fieberhaft wird ermittelt,
werden Fragen zu den vorangegangenen Entführungen gestellt, Akten gewälzt. Den
Spuren, die ins Bistum führen, muss ebenso nachgegangen werden wie denen, die
nach Italien führen. Züricher möchte verzweifeln. Diesen Luxus kann sie sich
jedoch nicht leisten, denn im Hafen wird eine Leiche gefunden.
Die Autorin bringt eine große Anzahl Personen in die Handlung. Personen, die
zwar nicht unwichtig für den Fortgang der Handlung sind, die aber andererseits
nicht so detailliert ausgearbeitet sind, dass sich der Leser mit ihnen
identifizieren kann. Eher nüchtern werden die Kommissare, das Personal des
Kindergartens und die anderen Personen vorgestellt. Ihre Handlungen und
Denkweisen sind nachvollziehbar und plausibel, aber in die Haut von Sieglinde
Züricher und ihren Kollegen Max Lückmann kann man nicht schlüpfen.
Fazit
Alles in allem ein sehr unterhaltsamer und gerne zu empfehlender Krimi aus der
unmittelbaren Nachbarschaft der Kollegen Wilsberg, Börne und Thiel, der nicht
lange auf dem Nachttisch liegenbleiben wird, wenn man einmal auf der ersten
Seite zu lesen begonnen hat.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 23. Juli 2011 2011-07-23 16:23:07