Grundressourcen für Führungskräfte
Nicht Zahlen, Fakten, Daten, nicht Rendite oder Charts oder rationale Elemente
der Führung sind es, die laut Achim Neubarth die Kernressourcen einer
Führungskraft sind (obwohl all die genanten Elemente natürlich wichtig sind
für das gesamte Bild und die gesamten Kompetenzen zur Führung), sondern
Emotionen sind es, die als Kernressourcen vorliegen und in ihrer treibenden
Kraft ausgebaut werden können (und sollen).
Genauer, vier "Basisemotionen", Freude, Wut, Angst und Trauer benennt
Neubarth als elementare "Navigationshilfen" für den beruflichen
Alltag.
Darauf rekurrierendend, dass mit einer Beförderung auf Führungsebene und den
damit einhergehenden Aufgaben vor allem der Personalverantwortung im Zentrum der
Führungsaufgabe die Anleitung anderer steht, ebenso darauf verweisend, dass die
Verhaltensforschung deutlich Gefühle als die ausschlaggebende Instanz für
menschliche Entscheidungen benennt und neueste neurowissenschaftliche
Erkenntnisse über die Nutzung der eigenen Gefühle (Broaden and Build Theorie)
mit einbauend, entwickelt Neubarth in seinem Buch ein praxistaugliches, von
bedenkenswerten, neu anmutenden Elementen durchzogenes, Instrumentarium gerade
für den, der vor der Aufgabe steht, nun als Führungspersönlichkeit den
Arbeitsalltag zu gestalten.
Die erwähnte Bewusstwerdung der eigenen Gefühlsebene als Ressource entdecken,
damit einhergehend eine "intuitive" Entscheidungsebene und
Steuerungsmöglichkeit entfalten (und lernen, diese zunächst eher wenig
griffige Ebene der Intuition sinnvoll zu kommunizieren) sind die Grundlagen des
Führungsalltages. Auf dieser Grundlage gilt es, Werte im beruflichen Kontext zu
entwickelt und befördern zu lernen. Auf diesem Wege, höchst lesenswert (unter
Rückbeziehung auf die Arbeiten Viktor E. Frankls), verbleibt Neubarth nicht nur
bei Postulaten, sondern wendet sich im Feld von Konflikten zwischen Werten und
Zielen einer genauen Betrachtung und einer Eröffnung von Lösungsmöglichkeiten
solcher Konflikte zu.
Nachdem diese Basis der Voraussetzungen gelegt ist, folgt das sicherlich zentral
zu verstehende Kapitel über die effiziente Zielerreichung. Altbekannt und doch
durch den anderen Ansatz der emotionsfundierten Persönlichkeitsführung mit
neuen Elementen versehen, legt Neubarth hier das Mitarbeitergespräch in den
Mittelpunkt der effektiven Führungsinstrumente. "Führen durch
Zielvereinbarungen" unter Bedenken von Emotionen, Motivation und Werten
wird in acht methodischen Schritten fundiert vorgestellt und praxisorientiert
als Hilfsmittel zur Hand gegeben.
Ein interessanter, neuer Ansatz. Dass so unter anderem Ärger nicht nur als
Stressfaktor gesehen wird, sondern vor allem als "Energiequelle" zur
Veränderungsmotivation, dass Grundbedürfnisse des Menschen an sich bereist
"gesunde Leistungstreiber" sind, die aber behutsam geführt und
gefördert werden wollen, all das ist nicht unbedingt neu, durchaus aber anders
im Zusammenhang der bisher eher als rational und emotionsarm verstandenen Welt
der wirtschaftlichen Führung. All dies gilt natürlich nur dann, wenn eine
Möglichkeit der Reflektion und damit der einigermaßen kontrollierten Nutzung
auch des eigenen Gefühlserlebens gegeben sind. Neubarth plädiert im Rahmen
seiner Darlegung folgerichtig für ein System des kontinuierlichen Coachings zur
Selbstreflektion.
Fazit
Neubarth gelingt eine gelungene Betrachtung der nicht zu leugnenden Kraft der
Emotionen und ihrer Bedeutung für Entscheidungen und führt Schritt für
Schritt ein in ein Kommunikationsmodell mit sich und den Mitarbeitern, dass
durchaus, neben all den harten Fakten des Wirtschaftsleben, für die
entsprechende Motivation zur effizienten Zielerreichung mit beitragen kann.
Nicht alle seine Einlassungen wirken vollständig folgerichtig und nicht alles
ist so neu, wie es im Buch manches Mal postuliert wird, bedenkenswert für die
emotionale Seite des Führens sind viele seiner Einlassungen aber allemal.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 19. Juli 2011 2011-07-19 15:06:30