Detective Alex Cross wird zu dem bisher schlimmsten Tatort seiner Karriere
gerufen. Eines der Opfer ist Alex' Jugendliebe, die Autorin Ellie Cox. Als
Täter können Cross und seine Freundin Bree, ebenfalls Detective bei der
Polizei in Washington, eine afrikanische Jugendbande ausmachen, die von einem
Hünen namens Tiger angeführt wird. Als dieser nach Afrika flüchtet,
beschließt Alex, dass er ihm folgen muss, um diesen Fall zu lösen. Doch als er
in Nigeria ankommt, muss er erkennen, dass die Mühlen der Justiz in Afrika
anders malen, als in den Vereinigten Staaten. Auch von der CIA kann Alex keine
Hilfe erwarten. Diese bekommt er durch die Journalistin Adanne Tansi. Doch auch
sie ist in Gefahr, denn der Tiger hat es plötzlich auf Alex Cross abgesehen.
"Fire", der 14. Fall des Profilers und Detectives Alex Cross reicht
leider nicht an die früheren Romane heran. Im Gegenteil. Stellenweise möchte
man Alex Cross anschreien, sich nicht wie ein total durchgeknallter Tölpel zu
benehmen und wenigstens einmal seinen sonst so brillanten Verstand zu
benutzen.
Es ist teilweise schon komisch, was James Patterson dem Leser zumutet. Das Alex
Cross ohne Auftrag und Rückendeckung nach Afrika fliegt, mag ja noch
erträglich sein. Doch das er dann von einer Gefahrensituation in die nächste
stolpert und rings um ihn herum sich die Leichen stapeln, ist dann doch zu viel
des Guten. Zurück in Washington muss natürlich auch seine Familie in
Mitleidenschaft gezogen werden, die ACHTUNG SPOILER: natürlich ungeschoren
davon kommt.
Mit dem Tiger hat Alex Cross den schwierigsten und brutalsten Gegner seiner
Romankarriere bekommen. Das mag stimmen, jedoch fand ich die Figur nicht
wirklich plausibel. Die Mischung aus Anführer einer Jugendbande und globalem
Söldner, der ständig zwischen den Kontinenten pendelt, ist nicht wirklich
glaubhaft.
Einmal mehr wirkt sich Pattersons stenohafter Schreibstil negativ aus. Satte 159
Kapitel auf 369 Seiten sorgen dafür, dass sich manche Szenen mehr als abgehakt
lesen. An vielen Stellen hatte ich das Gefühl, dass Patterson ein Thema nur
anreißt, es aber nicht vertiefen kann oder will.
Sicher, die Absicht mit dem Werk auf Missstände auf dem schwarzen Kontinent
hinzuweisen, ist ein guter Ansatz. Doch muss die Frage erlaubt sein, ob es in
solche brutaler Gewalt gipfeln muss. Vor allem die Leiden die Alex Cross im
Verlauf der Handlung erlebt, sind deutlich mehr, als Jack Bauer an einem Tag
ertragen muss.
Positiv war, bei aller Kritik, die Tatsache, dass der Roman ein durchgehendes
Spannungslevel hat. Dies war bei anderen Alex-Cross-Romanen der jüngeren
Vergangenheit wie "Blood" oder "Und erlöse uns vor dem
Bösen" nicht immer der Fall. Trotzdem kann der Roman nicht mehr als 4
Sterne bekommen, den bei aller Bewunderung für James Patterson, ist er mit
solchen Werken auf dem besten Weg viele Stammleser zu verprellen.
Fazit
Wer die ersten Alex-Cross-Romane kennt, wird bei "Fire" stellenweise
aus dem Kopfschütteln nicht herauskommen. Von Pattersons einstigem brillanten
Paradeermittler ist in diesem Roman nicht mehr übrig, als eine schwarze
John-Rambo-Variante mit Nehmerqualitäten eines Rocky Balboa. Sicher,
"Fire" liest sich flott, doch dies allein ist kein Qualitätsmerkmal
eines guten Thrillers.
Vorgeschlagen von Michael Krause
[Profil]
veröffentlicht am 15. Juli 2011 2011-07-15 20:08:52