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Robert Harris: Titan

Titan

von Robert Harris
Verlag: Wilhelm Heyne Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: historischer Roman
ISBN-13 978-3-453-00158-9

Preis: 12,50 Euro bei Amazon.de [Stand: 20. November 2024]
Mit "Titan", einer gelungenen Mischung aus Polit-Thriller und historischem Roman, legt der Bestsellerautor Robert Harris die Fortsetzung seines Erfolges "Imperium" vor. Die als Trilogie angelegte Romanserie schildert das Leben und die Karriere des römischen Politiker Ciceros. Der deutsche Titel "Titan" lässt an einen Cicero denken, wie man ihn aus dem Lateinunterricht kennt: den grossen Redner und Staatsmann. Doch Harris’ Cicero ist kein Titan, sondern ein Mensch mit Stärken und Schwächen. Treffender ist da der englische Titel "Lustrum", der mit der Mehrdeutigkeit des lateinischen Begriffs spielt. Denn "Lustrum" umschreibt das Sühneopfer der Zensoren für die kommenden fünf Jahre, kann aber auch "Morast", "Lagerplatz der wilden Tiere" oder "Bordell" bedeuten - und jeder dieser Aspekte lässt sich gleichermassen im Buch wiederfinden.

Der Roman schildert die Ereignisse der Jahre 63-58 v. Chr.: Cicero hat allen Anstrengungen seiner Feinde zum Trotz die Wahl zum Konsul gewonnen und steht nun an der Spitze des Staates. Doch schon die erste Szene lässt erahnen, dass seine Amtszeit nicht einfach sein wird: Die Leiche eines jungen Sklaven wird aus dem Tiber gezogen und alles deutet auf einen Ritualmord hin. Cicero glaubt zwar nicht an Omen und Vorzeichen, aber trotzdem wirft dieser Vorfall seinen Schatten auf die Zukunft, denn pikanterweise ist der Besitzer des Opfers Ciceros Amtskollege als Konsul. Schwerwiegendere Probleme kommen hinzu: Catilina, sein Rivale im Wahlkampf, kann seine Niederlage nicht vergessen. In seinem Umfeld sammeln sich Aristokraten, die auf den Emporkömmling Cicero herabblicken, korrupte Politiker sowie weitere dubiose Gestalten. Und im Hintergrund erscheint immer wieder eine Figur, die letztlich Ciceros Karriere entscheidet: C. Julius Caesar, der ein grösseres Spiel im Auge hat, als Cicero sich zunächst vorstellen kann. Der frischgebackene Konsul muss sich verschiedenen Fragen stellen: Wie weit wird Catilina, getrieben durch seine Rachsucht, gehen? Wie gross ist Ciceros Spielraum als Politiker wirklich? Und: sind illegale Methoden gerechtfertigt, wenn damit die Republik gerettet werden kann?

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht Tiros, Ciceros Haussklaven und Sekretärs. Als ständiger Begleiter seines Herrn ist er bei allen Ereignissen dabei, ohne selbst aktiv einzugreifen. Er schildert Cicero nicht nur als glänzenden Redner und klugen Politiker, sondern auch als Menschen, der gegen Unsicherheiten und Lampenfieber kämpft und aus Selbstüberschätzung grobfahrlässige Fehler begeht. Generell wirkt die Figurenzeichnung liebevoller und detaillierter als im ersten Teil der Trilogie. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf Ciceros Familie. So entwickelt sich etwa Terentia von einer nörgelnden, auf Einfluss und Ansehen bedachten Ehefrau zu einer klugen Beraterin. Auch wird der Konflikt zu Ciceros Bruder Quintus gezeigt, der mit dessen Entscheidungen nicht immer einverstanden ist. Nur Tiro, der Erzähler, bleibt flach und wenig nachvollziehbar. Die schwächsten Szenen im Roman sind denn auch jene, in denen Tiro seine Rolle als Beobachter ablegt und selbstständig handelt. Ansonsten gelingt es Harris erneut, eine vergangene Welt lebendig werden zu lassen. Im gelungenen Wechselspiel zwischen Polit-Thriller und historischem Roman kommen neben den Intrigen auch die Alltagsszenen nicht zu kurz, die das Alte Rom plastisch hervortreten lassen. Bemerkenswert ist besonders, wie es Harris gelingt, sich strikt an den historischen Fakten zu orientieren und seinen Figuren dennoch Lebendigkeit und Charaktertiefe zu verleihen.
Fazit
Selbst wer aus dem Lateinunterricht noch weiss, wie die Geschichte ausgeht, kann das Buch kaum aus den Händen legen.
9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne9 Sterne
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Vorgeschlagen von Sibylle Meister [Profil]
veröffentlicht am 22. Juni 2011

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