Krille und seine Freunde, die in den 50ern auf ihren aufgepimpten Farrädern
paradierten, wären heute 70 Jahre alt, so alt wie der schwedische Autor Peter
Pohl. Krille, der eigentlich Krister heisst, wird von einem Polizisten über
seinen Freund Jan befragt. Krille hat Angst um Jan. Dass die Polizei Jans
Fahrrad gefunden hat und sonst niemand etwas über den Verbleib des Jungen
weiß, ist ein sehr, sehr schlechtes Zeichen. Jan, der schmächtige Rothaarige,
war eines Tages mit einem heißen "Hobel" aufgetaucht, auf dem sich
Wimpel und Meßinstrumente drängten. Schwimmen konnte der Neue mit dem fixen
Mundwerk nicht. Allen Sportarten außer waghalsigen Fahrrad-Tricks ging er
geschickt aus dem Weg. Niemand wusste, wo Jan wohnte und in welche Schule er
ging. Ein Kind ohne festen Wohnsitz, das in großen Abständen auftaucht und
dann wieder wochenlang verschwindet, war wohl auch damals schon im schwedischen
Wohlfahrtsstaat nicht vorgesehen. Krilles ungewöhnlich großzügige Mutter
merkt sofort, was der kleine Rothaarige braucht: üppige Mahlzeiten, Kuscheln
mit Krilles Meerschweinchen und jemand, der ab und zu seine Kleidung wäscht und
flickt. Sie nimmt Jan an wie er ist und stellt keine unnützen Fragen. Da Jan
nicht mit ins Sommerlager fahren kann, sagt Krille seine Teilnahme ab - und
verbringt seinen Sommer ohne Nachricht von Jan, krank vor Sehnsucht.
Obwohl Krille als begeisterter Hobby-Detektiv vor Jans Verschwinden sein sehr
mageres Wissen über seinen besten Freund auf einer Karteikarte notierte, hat er
sich wenig Gedanken über Jans merkwürdigen Lebensumstände gemacht. Nun ist
Jan verschwunden und der Polizist sammelt mit großer Geduld Krilles
Gedankensplitter zu Jan. Zwischen seinen Erinnerungen spricht Krille Jan im Text
immer wieder direkt an. Die Aufklärung von Jans Verschwinden schockiert Krille
und lässt beim Leser einige Fragen offen. Ungewöhnlich für deutsche Leser,
wie deutlich Krille im Jahr 1955 als behütet aufgewachsener Elfjähriger
bereits Sexualität und sexuellen Missbrauch in seiner Umgebung wahrnimmt. Mich
hat an "Jan mein Freund" besonders berührt, wie liebevoll Krilles
Mutter den ungewöhnlichen Freund ihres Sohnes in der Familie aufnimmt. Das
Buch, das 1985 in Schweden und 1989 in Deutschland erschien, wurde u. a. 1990
mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis ausgezeichnet.
Fazit
Peter Pohl entwickelt die Spannung seines ungewöhnlich berührenden Romans aus
dem Geheimnis um Jan und aus Jans widersprüchlichem Verhalten, je nachdem ob
er sich mit Krilles Clique trifft oder mit Krille allein ist.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 20. Juni 2011 2011-06-20 12:15:21