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Liv Winterberg: Vom anderen Ende der Welt

Vom anderen Ende der Welt

von Liv Winterberg
Verlag: dtv [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: historischer Roman
ISBN-13 978-3-423-24847-1

Preis: 11,90 Euro bei Amazon.de [Stand: 20. November 2024]
Mary Linleys Tätigkeit während der Forschungsreise der Sailing Queen als Assistentin eines Botanikers ist an die Biografie der französischen Botanikerin Jeanne Baret (1740-1803) angelehnt, die 1768 in Männerkleidern als Wissenschaftlerin im Südpazifik arbeitete.

Die ohne Mutter aufgewachsene Mary hatte ihrem Vater zu Hause in England stets assistiert und dabei das Sammeln und Archivieren von Exponaten gelernt. Nach seinem Tod während einer Forschungsreise wird Marys Tante Henriette Marys Erziehungsberechtigte. Sie möchte ihre Nichte möglichst schnell unter die Haube bringen. Selbstverständlich würden dann die wissenschaftlichen Sammlungen des Vaters verkauft und seine Aufzeichnungen in den Besitz von Marys Ehemann übergehen. Mary fühlt sich als Wissenschaftlerin, obwohl ihr als Frau des 18. Jahrhunderts Beruf und Forschungstätigkeit nicht zugestanden werden. Mary Linley wird von den Konventionen ihrer Zeit daran gehindert, als Wissenschaftlerin zu arbeiten und nimmt sich, nicht frei von Zweifeln, das Recht einen Beruf auszuüben. In der Rolle des Zeichners Marc Middleton heuert sie als Assistentin des Botanikers Carl Belham für eine Forschungsreise in die Südsee an. An Bord gibt es keine Extrawürste und man fragt sich, ob die strengen Regeln auch für Mary gelten werden. Die Fahrt auf den Spuren ihres Vaters ist Marys Art, sich mit dem Tod ihres Vaters auseinanderzusetzen.

Eine Frau an Bord eines Segelschiffes würde allein aufgrund ihrer geringeren Körperkraft schnell entdeckt, könnte man annehmen. Doch auf der Sailing Queen wird jede Hand gebraucht und Marys Erfahrungswissen über Krankheiten und ihre Behandlung machen sie bald zu einem unentbehrlichen Mitglied der Mannschaft. Mary hat ihr Wissen über Krankheiten durch Beobachtung und eigene Aufzeichnungen erworben und wird auf dieser Reise an die Grenzen ihrer Kunst gelangen.

Wer Mary schließlich als Frau erkennt, erfahren die Leser nach einem spannenden Versteckspiel. Liv Winterberg erzählt aus mehreren Perspektiven; die Schiffsjungen Nat und Seth, der halbblinde Segelmacher John, der Koch Henry, Carl Belham und der Haitianer Owahiri vermitteln ein sehr lebendiges und glaubwürdiges Bild der abenteuerlichen Reise. Äußerst interessant fand ich den Konflikt mit dem Schiffsarzt an Bord der Sailing Queen, mit dessen Methoden der Wundversorgung weder Mary noch die Botaniker einverstanden sind.

Die Handlung ist äußerst geschickt in historisch belegte Ereignisse eingebunden, die Nennung historischer Personen wie Cook, Linné, Forster und der Haitianer Omai, den Cook mit nach England brachte, verstärken die Glaubwürdigkeit. Die Dialoge vermitteln glaubhaft die Umgangsformen jener Zeit. Nautische Details und das naturwissenschaftliche Wissen des 18. Jahrhunderts hat Liv Winterberg sorgfältig recherchiert. Ein Personenverzeichnis, ein Glossar der Fachbegriffe und das Nachwort zum Vorbild Jeanne Baret runden das Lesevergnügen ab.
Fazit
Meine Erwartungen an einen historischen Roman mit einer Heldin in Hosenrolle waren gering; Liv Winterbergs Erstling hat mich trotz einiger Längen im letzen Drittel positiv überrascht.
8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne
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Vorgeschlagen von Helga Buss [Profil]
veröffentlicht am 17. Juni 2011

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