Kulturelle Vielfalt oder amerikanische Vorherrschaft im Massenentertainment?
Das amerikanische Modell des Massenentertainments beherrscht die (kulturelle)
Welt.
Warum ist das so? Gibt es eine Gegenbewegung? Wie verbreiten sich Inhalte
überhaupt massentauglich in der Welt? Gibt es eine kulturelle Vielfalt, oder
ist das kulturelle Leben auf diesem Planeten (zumindest da, wo es massentauglich
ist), eher einseitig festgefahren?
Jene Grundthese von der 'Weltherrschaft des amerikanischen Modells' und die
daraus sich ergebenden Fragen sind die roten Fäden, die sich durch das Buch
von Martel ziehen. Eine interessante Fragestellung an sich bereits, der Martel
noch eine deutliche Spannung und innere Reibung mit auf den Weg gibt. An den
Beispielen der Filmindustrie Indiens oder auch im Blick auf Fernsehkonzerne in
Brasilien führt er die 'Gegenbewegung' an. Konzerne, Ziele, die eigenen Werte
zu verteidigen und dem amerikanischen Modell die Stirn zu bieten, mithin taucht
im Buch auch die Frage auf, ob es zu einem 'Kampf der Kulturen' demnächst
kommen wird (eine Frage, die nicht letztgültig zu beantworten ist, auch im Buch
nicht).
So macht sich Martel mit seinen Fragen im Gepäck auf den Weg und besucht
weltweit Kulturschaffende der Massenmedien Film, Funk, Fernsehen oder der Musik.
Kommunikationskonzerne im weitesten Sinne, in denen überall eine Ambivalenz zum
amerikanischen Modell gegenwärtig deutlich zu spüren ist. Maßstab ist es
immer noch für weltweiten Erfolg, reibt sich aber umgehend am persönlichen
Identitätsbedürfnis anderer Kulturen. Und ein zweites erfährt Martel bereits
zu Beginn seiner Recherche: Die Kreativindustrien sind keine rein amerikanische
Angelegenheit mehr, sie sind global und an vielen Orten hoch professionell zu
finden, von Hollywood bis Bollywood, von MTV zu TV Globo, von Buenos Aires bis
Tel Aviv spannt sich so die Reiseroute des Autors.
Indem der Leser ihn begleitet, werden vielfältige Einblicke geboten. Zunächst
umfassend in das amerikanische Entertainment. Das klassische Hollywood, das neue
Hollywood, die Kultur der Multiplexe, Independent Firmen, Popmusik, Talk Shows,
zu allem weiß Martel intensiv recherchiert Hintergründiges zu berichten.
Allein schon seine Ausführungen zur Entwicklung der 'Marke Oprah' zeigen auf,
wie sehr mittlerweile professionelle Vermarktungsstrukturen die künstlerischen
Impulse abgelöst haben.
Im zweiten Teil wendet sich Martel dann der bereits erwähnten, expandierenden
'Gegenwelt' zu, die dennoch, wie am Beispiel Bollywood deutlich nachzulesen ist,
das amerikanische Erfolgsmodell vielfach aufnimmt und für eigene Ziele nutzt.
Eine andere Kultur, andere Werte, aber das Modell selbst verbleibt.
Im Gesamten findet Martel viele Stützen für seine These, dass der 'Krieg um
Inhalte' weltweit begonnen hat und ein aktuelles 'Ringen um die Dominanz' im
Blick auf die Unterhaltungsindustrie in vollem Gange ist. Hier ist ein Einlesen
in den kulturellen Aufstieg der Schwellenländer im Buch empfehlenswert, um
einen Blick in eine mögliche Zukunft zu werfen und jenes 'Ringen um Inhalte'
durch die Ausführungen Martels auch praktisch zu erfassen.
Als Schlussfolgerung fasst Martel zusammen, dass die Welt sich am Anfang einer
unterhaltungsindustriellen Revolution befindet, deren Ausgang ungewiss ist, in
dem der 'Mainstream' allerdings weiterhin ein, wenn nicht die, entscheidende
Rolle spielen wird.
Fundiert recherchiert und sachlich verständlich dargestellt bietet Martel
vielfache Informationen zum 'Stand der Dinge' im Blick auf die
Unterhaltungsindustrie mitsamt einer Herleitung ihrer Entwicklung zur
amerikanischen Vorherrschaft. Wieweit seine Einlassungen von Interesse sind,
hängt ganz von der Sicht des Betrachters ab. Da das Buch kein Unterhaltungsbuch
darstellt, aber auch keine wissenschaftliche Arbeit abbildet, verbleibt
letztendlich eine reine, eher sachlich nüchterne denn unterhaltsame,
Beschreibung der 'Medienwelt' in der globalisierten Wirtschaft. Diese
Darstellung allerdings ist umfassend und gelungen. Die Folgerungen verbleiben
dann eher im Relativen.
Fazit
Fundiert recherchiert und sachlich verständlich dargestellt bietet Martel
vielfache Informationen zum 'Stand der Dinge' im Blick auf die
Unterhaltungsindustrie mitsamt einer Herleitung ihrer Entwicklung zur
amerikanischen Vorherrschaft. Wieweit seine Einlassungen von Interesse sind,
hängt ganz von der Sicht des Betrachters ab. Da das Buch kein Unterhaltungsbuch
darstellt, aber auch keine wissenschaftliche Arbeit abbildet, verbleibt
letztendlich eine reine, eher sachlich nüchterne denn unterhaltsame,
Beschreibung der 'Medienwelt' in der globalisierten Wirtschaft. Diese
Darstellung allerdings ist umfassend und gelungen. Die Folgerungen verbleiben
dann eher im Relativen.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 06. Juni 2011 2011-06-06 13:42:25