Ty Townson lebt mit seiner Familie als Unterwasserfarmer im Meer. Nachdem ein
großes Stück der amerikanischen Ostküste abgebrochen und im Coldsleep
Meerescanyon versunken ist, fehlen an Land Anbaufläche für Nahrungsmittel und
Lebensraum für Menschen. Die Aquafarmer leben unter Wasser recht komfortabel,
während sich an der Erdoberflächer die Bewohner auf engstem Raum in
Hochhäusern drängen. Ty ist einer der ersten Jugendlichen, der unter Wasser
aufgewachsen ist. Er kann schneller schwimmen als laufen, sagt man über ihn.
Hier unter Wasser atmen die Menschen mit Hilfe von Liquigen, das sie einatmen,
sie sind Flüssigkeitstaucher. Durch die Ernährung mit biolumineszierendem
Fisch leuchten die Unterwasserbewohner wie menschliche Leuchtstäbe. Bei einem
verbotenen Unterwasserabenteuer trifft Ty auf ein zerstörtes, ausgeraubtes
U-Boot und auf das Mädchen Gemma, das auf der Suche nach seinem Bruder Richard
ist. Gemma stammt von "oben", sie ist Topsiderin, zu erkennen an ihrer
leicht gebräunten Haut. Zwischen oben und unten, den Landbewohnern und den
Unterwasserpionieren, herrscht seit mittlerweile über 50 Jahren ein gespanntes
Verhältnis. Die Pioniere bauen im Benthic-Territorium Nahrungsmittel für die
gesamte Bevölkerung an und erzeugen Energie mit Gezeitenkraftwerken und
Heißwasserquellen. Trotzdem sind sie im Staatenbund schlecht angesehen. Seit
der großen Flut gelten für den Staatenbund Notstandsgesetze. Trotzdem bekommt
die Regierung eine Bande von Gesetzlosen nicht in den Griff, die unter Wasser
ihr Unwesen treibt. Mit dem Abzug des Gesetzeshüters lässt der Bund unter
Wasser bewusst eine gesetzlose Zone entstehen und überlässt die Bekämpfung
der Seablite-Gang den Farmern. Seit der Bund, der die angebauten Lebensmittel
kassiert, mit der Gratis-Lieferung von Liqugen in Verzug ist, wächst die
Unzufriedenheit der Farmer. Die drohende Krise lässt Tys Wunsch nach einer
eigenen Farm in weite Ferne treten. Bei einem Angriff der Outlaws auf die
Nachbarn der Townsons kann Ty sich als umsichtig handelnder Helfer bewähren.
Gerüchte, dass es unter den Unterwasserfarmern ein Kind mit besonderen
Fähigkeiten geben soll und die abenteuerliche Suche nach Gemmas Bruder
verknüpfen sich zu einer spannenden Handlung.
Das Ausmaß der Zerstörung in Tys Welt wird beim Lesen erst allmählich klar.
Kat Falls beschreibt im ersten Band ihrer Serie sehr glaubwürdig, wie Leben am
Meeresboden möglich sein könnte. Besonders deutlich wird die Abhängigkeit der
Menschen von der Technik und von Nachschub an Gütern, die sie selbst nicht
erzeugen können. Ty wird als schüchterner Fünfzehnjähriger beschrieben, der
bereits verantwortungsvoll wie ein Erwachsener handelt. Erst Gemma muss Ty
darauf aufmerksam machen, wie attraktiver er als Mann auf sie wirkt.
Sympathieträgerin im Buch war für mich Zoe, Tys jüngere Schwester, die
unbedingt einen 15 m langen Fisch als Haustier halten möchte. Tys besonderen
Humor, mit dem er die kapriziöse Zoe im Zaum hält, fand ich einfach
hinreißend. Gemma, die nicht schwimmen kann und sich vor allem fürchtet, das
unter Wasser lebt, wirkt dagegen übertrieben hilflos.
Fazit
Kat Falls Unterwasser-Dystopie in einer neupuritanischen US-Gesellschaft zeigt
eindrucksvoll die Verletzlichkeit unseres Öko-Systems und unterhält mit
schlagfertigen Dialogen. Im Vergleich mit
Katja Brandis "Ruf der Tiefe" wird Das Leuchten besonders
Action-Liebhaber ab 12 Jahren ansprechen, während ich "Ruf der
Tiefe" eher Tier- und Naturliebhabern empfehle.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 01. Juni 2011 2011-06-01 09:32:50