Ich habe mir das Buch aufgrund der begeisterten Rezensionen gekauft und muss
ehrlich sagen, dass es mir nicht gefällt. Das Buch behandelt den
gemeinschaftlichen Mord mehrerer Studenten an ihrem Kommilitonen (dies wird auf
der ersten Seite erzählt) und erzählt dann in einer Art Rückblick des
Protagonisten, wie es dazu kommen konnte.Das Buch ist mir zu vorhersehbar und
außergewöhnlich langatmig. Ich mag spannende Thriller, die insofern
glaubwürdig sind, als ich das Gefühl habe, dass eine Handlung wirklich
passiert sein könnte - so liebe ich etwa Robert Goddard oder
Patrick Quentin. Hier jedoch habe
ich das Gefühl, dass der ganze Plot zwar kunstvoll geplant ist - die Autorin
hat ja sehr lange an ihrem Debutroman gesessen - aber alles wirkt auf mich zu
"künstlich"; jedes Detail wirkt "gemalt" - und nicht
wirklich erlebt. Die Geschichte ist meines Erachtens vorhersehbar und wirkt zu
"gewollt"; Thriller, die Spannung erzeugen sollen, müssen mir aber
das Gefühl geben, dass sie wirklich geschehen können; eine künstlich-morbide
Atmosphäre schaffen, reicht nicht. Außerdem hätte der gesamte Plot um die
Hälfte gekürzt werden können; er wirkt außergewöhnlich langatmig und
unwahrscheinlich. Der ganze Roman wirkt auf mich wie ein künstlerisch
hervorragend gezeichnetes Bild - man kann sehen, was der Maler alles
hineininterpretierte; jedoch nicht wie die Wirklichkeit. Diese gewollt
"psychodelische" Atmosphäre - wie man sie aus Romanen von Ruth
Rendell oder Margaret Millar kennt -, hinter der sich nichts als die Häufung
von Unwahrscheinlichkeiten verbirgt, liegen mir nicht. Jochen Schmidt hat in
seinem hervorragenden - leider vergriffenen - Buch "Gangster, Opfer,
Detektive" über Ruth Rendell geschrieben: "Doch problematischer als
jene [...] Detektivgeschichten sind jene weitaus ehrgeizigeren psychologischen
Thriller [...], die ohne Polizei und Mordaufklärung, ohne das klassische
Whodunit-Schema auszukommen suchen und die Spannung ganz aus dem Innenleben der
Figuren ableiten. Dabei neigt [sie] zu Handlungskonstruktuionen, die allzu viele
Zufälle miteinander kombinieren." (Schmidt, S. 237).
Genau dies gilt meines Erachtens ebenso für das vorliegende Buch, welches -
laut Buchrücken - von
Ruth
Rendell, deren Werke eben ausführlich kommentiert wurden, überschwenglich
gelobt wurde - als hervorragender Debutroman. Kein Wunder, Donna Tartt schreibt
eben genauso wie Ruth Rendell - so meine Meinung.
Fazit
Aus oben gesagtem wird offensichtlich, dass dieser gewollt psychodelische
Thriller mit Kunstcharakteren, die es so in Wirklichkeit nicht gibt, meinen
Geschmack nicht getroffen haben. Aber die Geschmäcker sind ja glücklicherweise
verschieden und so soll jeder Leser sich sein Bild über das vorliegende Buch
selber machen.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 25. August 2003 2003-08-25 11:49:03