Jeden Abend um kurz nach neun sind auf der Treppe vor Nathanaels Elternhaus
Schritte zu hören. Für die Eltern ein untrügliches Zeichen, die Kinder ins
Bett zu bringen. Die Geschichte vom Sandmann will Nathanael nur bedingt glauben.
Und so beschließt er, sich im Arbeitszimmer seines Vaters zu verstecken, um zu
erfahren, wer der abendliche Besucher ist. Eine Entscheidung, die der Junge
schon bald bereut, denn der Besucher erweist sich als ein kinderhassender Mann,
der Nathanael ein Trauma beifügt, dass ihn sein ganzes Leben begleiten wird.
Mit der Erzählung aus der Feder von E.T.A. Hoffmann haben Marc Gruppe und
Stephan Bosenius von Titania Medien für ihre Serie Gruselkabinett eine
Geschichte vertont, die ausgezeichnet in den Grundtenor der Serie passt. Die
etwas altertümliche Sprache, die vor allem in den Briefen zu Beginn der
Geschichte zum Ausdruck kommt, verleiht der Folge ein ganz eigenständiges
Timbre. Dabei ist "Der Sandmann" nicht direkt eine Gruselgeschichte.
Vielmehr steht das tragische Schicksal eines Menschen im Mittelpunkt. Hinzu
kommt, dass die Geschichte in einer Zeit spielt, als der Vormarsch der
Wissenschaft und die Frage nach dem Sitz der Seele, die Menschen in Aufruhr
versetzt haben. Eine Zeit, die durch dieses Hörspiel absolut lebendig wird.
Das "Der Sandmann" als Hörspiel zu begeistern weiß, liegt vor allem
an der Sprecherriege, die genau den richtigen Ton trifft. Einmal mehr stellen
die beiden Macher ihr Händchen für eine tolle Besetzung unter Beweis. Marius
Clarén brilliert als Nathanael, der langsam dem Wahnsinn verfällt. In weiteren
Rollen sind Tanya Kahana als dessen Verlobte Clara, Marcel Collé als Siegmund
und Roland Hemmo als durchtriebener Coppelius zu hören.
Fazit
An dieser Folge stimmt alles: Produktionstechnisch wie immer brillant hat man
mit "Der Sandmann" eine passende Episode aus Hoffmanns Schaffen
herausgesucht, die ausgezeichnet in die Serie Gruselkabinett passt.
Vorgeschlagen von Michael Krause
[Profil]
veröffentlicht am 27. April 2011 2011-04-27 17:00:10