Catherine Morland, Tochter eines Pfarrers bekommt die Gelegenheit mit Freunden
ihrer Familie ins englische Seebad Bath zu reisen. Zu Anfang gefällt es ihr nur
mäßig, da sie niemanden kennt. Dies ändert sich, als Catherine Henry Tilney
auf einen Ball kennenlernt. Bei ihrer Suche nach dem jungen Mann am nächsten
Tag lernt sie Isabella Thorpe kennen. Die Freundschaft der beiden Frauen wird
dadurch begünstigt, dass Isabellas Bruder John mit Catherines Bruder James
befreundet ist. Bald stellt sich heraus, dass John Thorpe an Catherine
interessiert ist. Diese blickt jedoch schnell hinter sein prahlerisches Wesen
und wendet sich von ihm ab. Auf einem Empfang sieht Catherine Henry wieder und
lernt dabei auch seine Schwester Eleanor kennen. Die beiden freunden sich an und
Catherine ist überglücklich, als Henrys Vater sie einlädt, die Familie auf
ihrem Stammsitz Northanger Abbey zu besuchen. Ein Besuch, der mit einem
Schrecken endet.
Zwischen 1798 und 1803 verfasst, ist "Northanger Abbey" von der
britischen Schriftstellerin Jane Austen eher eine Satire auf Schauerromane, die
sich in Jane Austens Zeit großer Beliebtheit erfreut haben. Das Titania Medien
in ihrer Hörspielserie Gruselkabinett auch schon Werke veröffentlicht haben,
die nur bedingt Horror- oder Gruselelemente hatten, ist keine Neuheit. Jedoch
ist das hier vertone Werk sehr weit davon entfernt, Elemente dieses Genres zu
beinhalten. Zwar keimt zu Beginn des zweiten Teils ein wenig Hoffnung auf eine
schauerliche Wendung auf, jedoch wird diese alsbald im Keim erstickt.
Etwas böse könnte man "Northanger Abbey" als Mischung aus Rosamunde
Pilcher und Dallas bezeichnen. Der Kern der Geschichte ist die Liebesgeschichte
von Catherine Morland und Henry Tilney, die sich Stück für Stück entwickelt,
aber in einer Serie mit dem Titel Gruselkabinett doch recht deplatziert
wirkt.
So viel Kritik man über die Platzierung des Stoffes innerhalb der Serie üben
kann, so viel Lob muss man Titania Medien einmal mehr für die
hörspieltechnische Umsetzung aussprechen. Mittels einer ausgezeichneten
Sprecherriege und einer stimmungsvollen Kulisse gelingt es Stephan Bosenius und
Marc Gruppe, die damalige Zeit mehr als lebendig werden zu lassen. Egal ob ein
Ball im englischen Seebad Bath oder eine Reise in der Postkutsche Schauplatz der
Handlung ist. Die Kulisse wirkt so authentisch, dass man geneigt ist, zu
glauben, man höre die Hörspielfassung eines Kinofilms.
Auch die Sprecherriege kann sich sehen lassen. Insgesamt 16 Sprecher sind in der
ersten Folge im Einsatz. Eine Zahl, die sich in der zweiten Folge etwas
verringert. Eine namentliche Erwähnung aller Sprecher würde daher den Rahmen
sprengen. Erwähnenswert sich jedoch Marie-Luise Schramm als Catherine Morland,
Robin Kahnmeyer als Henry Tilney und Norbert Langer als dessen herrischer Vater
General Tilney. Als Erzähler gibt Hasso Zorn der gesamten Handlung einen festen
Rahmen.
Fazit
Von der inhaltlichen Ausrichtung her ist "Northanger Abbey" in der
Reihe Gruselkabinett nicht optimal platziert. Wer sich jedoch vom Gedanken an
eine atmosphärische Schauermär lösen kann, wird mit einer hörenswerten
Liebesgeschichte belohnt, deren Soundkulisse einmal mehr perfektes Kopfkino
bietet.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 20. April 2011 2011-04-20 17:27:36