Vier Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges hat es den Privatdetektiv Bernie
Gunther nach Bayern verschlagen. Dort betreibt er in Dachau ein kleines Hotel,
dass ursprünglich seinem Schwiegervater gehörte. Da die Geschäfte nicht gut
laufen, entschließt er sich, den Auftrag einer schönen Fremden anzunehmen und
nach ihrem verschwundenen Mann zu suchen, der während des Krieges
Lagerkommandant eines polnischen Konzentrationslagers gewesen ist. Dabei kommt
Bernie einer Organisation auf die Spur, die gesuchte Kriegsverbrecher außer
Landes bringt. Eine Organisation, die es nicht mag, wenn plötzlich Fragen
gestellt werden.
Nach seiner hoch gelobten Berlin-Trilogie um Bernie Gunter greift der
schottische Autor Philip Kerr diese Figur erneut auf. "Das
Janus-Projekt" ist der erste Roman, in dessen Blickpunkt die Erlebnisse von
Bernie Gunter nach Kriegsende erzählt werden. Sehr geschickt versteht es Philip
Kerr, historische Fakten und Thrillerelemente zu einem lesenswerten Roman zu
verarbeiten. Auch gelingt es ihm, den Seelenzustand der Deutschen nach
Kriegsende einzufangen. Mit Bernie Gunter hat Kerr einen scharfzüngigen
Protagonisten erschaffen, dessen Humor auch immer wieder ein Lächeln auf das
Gesicht des Lesers zaubert. Interessant ist es auch zu erleben, wie Philip Kerr
geschichtliche Figuren in die Handlung einbaut.
Im Mittelteil hat "Das Janus-Projekt" ein paar Längen. Hier gerät
man das eine oder andere Mal in Versuchung ein paar Seiten zu überblättern.
Etwas verwunderlich ist auch der deutsche Titel. Aus dem englichen Original
"The One from the Other" wurde "Das Janus-Projekt". Ein
Titel, der nach der Lektüre umso mehr verwundert, da in der Romanhandlung mit
keiner Silbe ein solches Projekt erwähnt wird.
Fazit
"Das Janus-Projekt" ist ein guter Thriller, der einen lesenswerten
Blick auf die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wirft. Der Epilog ist eine gute
Überleitung zum nächsten Band. Insgesamt hat Philip Kerr mit Bernie Gunther
eine interessante Serienfigur erschaffen. Fans von historischen Krimis können
hier ohne Weiteres zugreifen.
Vorgeschlagen von Michael Krause
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veröffentlicht am 05. März 2011 2011-03-05 13:33:37