Sam, 16jähriger Schüler ist ein erfolgreicher Hacker. Sich in das Computernetz
vom Weissen Haus, dem Machtzentrum der westlichen Welt, einzuhacken, schafft
nicht jeder. Allerdings sollte man nicht erwischt werden. Dann wäre man der
beste Hacker. Sam hingegen wird erwischt und belegt für einige Zeit das
Schulfach Knastologie und Gitterkunde. Nach den Gesetzen der Vereinigten Staaten
von Amerika kann er für den Rest seines Lebens weggesperrt bleiben. Keine
besonders guten Aussichten für jemanden, der die Freiheit liebt, das zu machen,
was er will. Glücklicherweise ist Sam nicht auf den Kopf gefallen und setzt
seine Fähigkeiten, den ungewollten Studiengang Knastologie und Gitterkunde
abzubrechen. Sams Freude über die Flucht währt nicht lange, denn er bleibt im
Mittelpunkt des gesteigerten Interesses verschiedenster Personen und wird wieder
erwischt. Die Regierung erkennt in dem Hacker eine Person, die man nicht zum
Feind haben sollte und macht sie zum Freund. Sam erhält einen Job, der ihn
nicht zurück in den Knast befördert. Im Gegenteil, sein neuer Job ist ein sehr
gut bezahlter Job, der ihm dazu Spass macht. Im Auftrag der amerikanischen
Regierung soll er seine Fähigkeiten auf der Seite der Guten(?) einsetzen. Ein
Traumjob für den Jugendlichen. Sein neues Leben beginnt gut, doch nach kurzer
Einarbeitung tritt der Ernstfall ein. Eine Attacke auf das gesamte Computernetz
der Welt legt einen Rechner nach den anderen lahm (darunter geht es wohl nicht
mehr). Sam erkennt einen Zusammenhang zu den neuentwickelten Neuro-Headsets. Sie
ersetzen nicht nur Maus und Tastatur, mit ihnen kann man ohne Umweg Musik und
Spiele direkt im Hirn erleben. Letztere direkte Eingriff stellt aber auch eine
Gefahr dar. Sam, der inzwischen seine Freunde aktivierte, sucht verzweifelt nach
einer Lösung um die weltweite Bedrohung abzuwehren. Und wieder einmal wird Sam
zum Gejagten.
Fazit
Brainjack, so der Originaltitel des spannenden Buches, ist ein rasantes und vor
allem fundiert recherchiertes Buch. Der Titel Brainjack könnte man am ehesten
mit Gehirnbuchse übersetzen. Vorbild für die Neuro-Headsets dürften solche
Maschinen sein, wie sie der geniale Wissenschaftler Hawkins benutzt. Auf diese
Weise hätte man schnell eine willfährige Bevölkerung und könnte ohne
lästige Wahlen, Einsprüche und Gegenorganisationen herrschen. Cyberpunk ist
eine Literaturgattung, die sich nie damit aufhielt, eine freundliche Welt zu
entwickeln. Bald wurden aus den Romanen eine Art Krimis mit einem
Untergangsszenario, wie sie später in den Shadowrun-Romanen und -Spielen gang
und gäbe waren. Cyberpunk ist eine Art Gegenliteratur innerhalb der SF. Sie
prangert die Unfähigkeit der Politik und die Macht der Konzerne an (jüngstes
Beispiel Kanzlerin Merkel und die Atomlobby), die die Angst der Menschheit
schürt und gleichzeitig deren Hilf- und Machtlosigkeit ausnutzt und anprangert.
Die Konsolen-Jockeys der Autoren Bruce Sterling, Greg Bear, Walter Jon Williams,
Julius Shepard sind älter und härter als der Sam dieser Erzählung. Auch ist
die Thematik besser, oder sagen wir treffender, anders ausgearbeitet. Ihre
Cyber-Helden nutzen das Netz um zu es unterwandern, um kriminelle Aktivitäten
durchzuführen und finden sich immer in die Ecke des Robin Hood gedrängt, da
sie sich immer an "noch böseren Organisationen" bereichern. In
einigen der Romane wird auch mal die Welt gerettet. Seit den 1980er Jahren
versucht man immer wieder mittels Technik direkten Zugriff auf den menschlichen
Körper zu erhalten und damit eine Symbiose beschreiben, ohne dass aus dem
Menschen gleiche ein Cyborg wird, dessen technische Ausstattung die menschlichen
Körperteile voll ersetzt. Die zur Zeit zur Verfügung stehende Technik ist aber
schon viel weiter, als vor zwanzig Jahren, als sich das Thema Cyberpunk
ausbildete. Eine Exkursion zum Thema Cyberpunk sollte an anderer Stelle geführt
werden.
Doch zurück zum Buch selbst. Angriff aus dem Netz liest sich nach Brian
Falkners Beschreibung nicht mehr als zukünftige Bedrohung, sondern entwickelt
sich zu einer Dystopie, die sich als ein Thriller der Jetztzeit darstellt. Brian
Falkners Helden um Sam innerhalb der Cyber Defense Divison kurz CDD genannt,
sind zwar ziemlich jung, wirken aber in einem sehr erwachsenen Roman mit. Wer
den Roman liest, wird vieles für Technogebabbel und Fachidiotengeschwätz
halten. Davon sollte man sich nicht abschrecken lassen, man muss kein
System-administrator sein, um diese Teile zu verstehen. Ein preisgekröntes
Jugendbuch, dass zurecht den Weg nach Deutschland gefunden hat.
Vorgeschlagen von erik schreiber
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veröffentlicht am 03. März 2011 2011-03-03 22:42:28