Monsterkind und Gedankenlenkerin
Ihr Name ist offenkundig. flammende rote Haare umrahmen ihr Gesicht (ein Lob
für das Cover des Buches, dass dieses "Flammende" gut einfängt) und
so ist es naheliegend, dass das Mädchen "Fire" genannt wird. Alles
andere an ihr ist aber nicht naheliegend. Wobei, da das Buch von Kristin Cashore
in einer detaillierten und liebevoll gestalteten Fantasiewelt spielt, ist es
vielleicht doch nicht ganz so überraschend, dass Fire über eine besondere Gabe
verfügt. Sie kann Menschen verändern und manipulieren. Ihre Kraft reich in die
Köpfe anderer hinein und kann deren Gedanken eine andere Richtung geben, die
Gedanken anderer völlig verändern.
Offenkundig ist Fire etwas besonderes und im Buch stellt sich schnell heraus,
dass dies familiär bedingt ist. Ihr Vater war ein Menschenmonster, ihre Mutter
eine normale Frau, so ist Fire ein halbes Monsterkind und daher herausgehoben
aus den anderen Bewohnern des Königreiches, in dem sie lebt. Am Rande des
Königreiches, besser gesagt, denn Fire besitzt eine reine Seele und keine
großartigen Machtgelüste, daher hält sie sich von den Menschen lieber fern
aus Sorge, ihnen durch ihre Kraft und Gabe Schaden zuzufügen. Zudem ist sie die
Letzte ihrer Art und allein schon aus diesem Grund heraus eine Außenseiterin im
Königreich Dell.
Sensibel führt Cashore ihre Protagonisten ein, legt einfühlsam die
Schwierigkeiten des Außenseiterdaseins offen und den Versuch des Mädchens,
einen Weg für sich selber zu finden. Was nicht einfach ist ob der vielfachen
Reaktionen von Menschen in positiver oder negativer Form ob ihrer Gabe, ihres
Vaters der allein bereits ob ihrer äußern Schönheit.
Und ebenso einfühlsam lässt Cashore ihre Protagonisten sich in der Geschichte
auf knapp 510 Seiten entwickeln. Mitten hinein in Ränkespiele und Machtfragen
gerät sie, als der Bruder des Königs sie um Hilfe bittet. Und muss sich
unversehens vom Rande der Menschenwelt in deren Mitte, dem prächtigen
Königsschloss mit seiner vielfältigen Schar an Bewohnern zurecht finden. Nicht
zuletzt widerfahren ihr auch Liebesregungen gegenüber dem, selbst für ihre
Gabe, undurchschaubaren, faszinierenden Brigan, dem Bruder des Königs und
Feldherr des Reiches. Das ist durchaus neu für die wenig prüde Fire und gibt
dem Buch einen weiteren, roten Faden.
Neben Fire und dem roten Faden ihrer inneren Entwicklung besiedelt Cashore ihre
bunte, fantastische Welt mit vielfachen Charakteren, die allesamt sorgsam
gezeichnet und überwiegend liebenswert gestaltet sind, Natürlich fehlen auch
die dunklen Gestalten nicht, so dass in der Vielfalt der Verbindungen und
Beziehungen allgemein wesentliche Themen wie Begierde, Liebe, Kireg,
Machthunger, Intrigen, Ehrlichkeit, Vertrauen und Hingabe sich vielfältig durch
das Buch ziehen. Die alles wird eingerahmt von einer in sich stimmigen
Fantasiewelt und einer durchaus zum Ende des Buches hin abenteuerlichen
Handlung, die auch einiges an Spannungsmomenten noch bereit hält.
Fazit
Flüssig geschrieben mit einer Vielfalt an kreativen Ideen und
"Fabelwesen", mit ausgezeichnet entfalteten Figuren legt die Autorin
wert auf die inneren Entwicklungen in ihren Figuren und in ihrer Geschichte.
Dies alles ist eingebunden in eine durchaus spannende Geschichte um Krieg und
Macht und bietet so ein anregendes und unterhaltsames Lesevergnügen für alle
jene, auch erwachsene, Leser, die eine gute Fantasie Geschichte zu schätzen
wissen.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 25. Februar 2011 2011-02-25 15:21:53