Der Schriftsteller und Fernsehjournalist David Monday ist in seinem sechzigsten
Lebensjahr auf der Suche nach Personen, die ihn in seinem Leben verletzt haben
und nach Orten, an denen er als junger Mann gelitten hat. David und seinen Sohn
Jesse kennen eine Reihe von Lesern bereits aus
Unser allerbestes Jahr. In Davids Leben gibt es zwei Exfrauen, eine
aktuelle Lebensabschnittsgefährtin, erwachsene Kinder und einen älteren
Bruder, zu dem der Kontakt seit Jahren abgerissen ist. Als Student hat David
sich nicht vorstellen können, jemals so alt zu werden wie er heute ist. Die
Reise zu seinen Erinnerungen führt den Erzähler bis nach Frankreich, in seine
ehemalige Highschool und ins Sommerhaus seiner Familie am Pen Lake. Als Schüler
lavierte sich der Sohn, der seinem Vater nicht genügen konnte, zwischen
Suspendierung vom Unterricht und Flucht aus dem Internat hindurch. Davids Eltern
sterben noch bevor der Sohn beruflich auf eigenen Füßen steht. Durch sein Erbe
finanziell abgesichert, entwickelt David sich zu einem wohlhabenden ichbezogenen
jungen Mann, der beruflich und privat die Nähe prominenter Zeitgenossen sucht,
sich selbst aber nicht weiterentwickelt. Dass er nicht wie andere Studenten für
seinen Lebensunterhalt arbeiten muss, stellt von Anfang an die Weichen für
Davids Leben falsch. Davids Erinnerungen wandern von frühen Dreiecksbeziehungen
zu seinen komplizierten Ehen. Clarissa benutzt nach dem Bruch mit einem Partner
den jugendlichen David als Lückenbüßer und zieht ihn dabei gegen die
natürliche Familienhierarchie seinem älteren Bruder Dean vor. Davids Freund
Bill gewinnt Clarissa in einer einzigen Gondelfahrt auf dem Jahrmarkt für sich.
Auch mit seinem Jugendfreund Justin konkurriert David um ein Mädchen. Seit
seiner ersten Ehe mit Anne, die für das Toronto Film Festival arbeitet, lebt
der Journalist ein Leben im Glanz fremder Erfolge. Als erfolgloser Mann einer
geschäftstüchtigen Frau gelangt David während seiner Ehe mit Anne zwar in
die Nähe prominente Musiker, Künstler und Schauspieler; in seinem eigenen
Berufsleben bleiben ihm Befriedigung und Erfolgserlebnisse verschlossen.
Der Icherzähler David Monday gibt nur wenig über sich preis und macht es so
dem Leser schwer, mit ihm warm zu werden. Davids Reisen in seine Vergangenheit
in Form ineinander verschachtelter Rückblenden ordnen sich zu einem ruhigen und
erstaunlich versöhnlichen Gesamtbild. Einige Erinnerungs-Fäden bleiben
unverknüpft; die Ursachen für Davids elementare Ängste sind mir bis zum
Schluss verborgen geblieben. Die Erkenntnis, dass auch die Weggenossen seiner
Jugend gealtert sind, lässt David sein eigenes Altern endgültig hinnehmen.
Fazit
Die mit Erinnerungen an die Musik der Beatles unterlegte melancholische
Stimmung, in der sein Protagonist auf sein Leben zurückblickt, trifft David
Gilmour (der selbst zur Generation seines David Monday gehört) auf den Punkt.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 25. Februar 2011 2011-02-25 12:39:41