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Stephan Serin: Föhn mich nicht zu. Aus den Niederungen deutscher Klassenzimmer

Föhn mich nicht zu. Aus den Niederungen deutscher Klassenzimmer

von Stephan Serin
Verlag: Rowohlt Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Satire
ISBN-13 978-3-499-62670-8

Preis: 1,10 Euro bei Amazon.de [Stand: 25. Dezember 2024]
Das Buch von Serin hat zwei Stärken, für die es sich wirklich lohnt, es zu lesen:
Erstens stellt der Autor genau die Leiden der Referendare dar, die der Öffentlichkeit weitgehend verborgen bleiben, weil diese Bevölkerungsgruppe völlig abgeschottet von der Außenwelt versucht, dem Spagat zwischen verschiedensten Anforderungen gerecht zu werden: Da sind die Seminarleiter = Ausbilder mit überanspruchsvollen, teilweise realitäts- und weltfremden Vorstellungen, schlecht gelaunte Mentoren, und natürlich die Schüler, die (in Berlin allerdings wohl selbst am Gymnasium) oftmals problematisch sind. Hinzu kommen noch die Eltern der Schüler, die nicht immer das richtige Augenmaß haben. Wer also Referendare in der Bekanntschaft hat, die nicht mehr anrufen, weiß nach dem Lesen dieses Buches, warum das so ist.
Zweitens ist gerade für Referendare die Lektüre des Buches eine Pflicht, wenn sie sich nicht von Selbstzweifeln, Burnout und Depressionen auffressen lassen wollen, sondern eine Perspektive erleben möchten, die alle Probleme des Referendariats relativiert, indem sie uns über diese vermeintlichen Abgründe plötzlich befreiend lachen lässt.
Natürlich darf man vieles von dem nicht ernst nehmen, was drinsteht. Natürlich übertreibt Serin, und das ist auch sein gutes Recht, denn wer nur nackte Tatsachen lesen möchte, sollte sich Protokolle von Lehrerkonferenzen durchlesen. Überhaupt ist es offenbar nicht die Absicht des Autors, ein Tagebuch seiner persönlichen Empfindungen abzuliefern, sondern er gewinnt mit seinen Kurzgeschichten dem tristen Schulalltag ein schillerndes Glanzlicht ab, das umso reizvoller ist, je weniger man weiß, was sich nun wirklich an echten Erlebnissen hinter den Erzählungen verbirgt. Serins Einstellung lässt aber deutlich erkennen: Er begeistert sich für junge Menschen, das System Schule jedoch hasst er. Und er hat darüber geschrieben. Alle nachfolgenden Referendare haben noch zwei weitere Möglichkeiten: Sie können kotzen, oder das Buch lesen und so über ihr - glücklicherweise vorübergehendes - Schicksal befreiend lachen.

Vorgeschlagen von CP [Profil]
veröffentlicht am 25. Januar 2011

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