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Sybil Gräfin Schönfeldt: Zu Tisch, Zu Tisch

Zu Tisch, Zu Tisch

von Sybil Gräfin Schönfeldt
Verlag: Arche Verlag [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-7160-2641-0

Preis: 21,30 Euro bei Amazon.de [Stand: 21. Dezember 2024]
Essen und Trinken im 20. Jahrhundert

In 10-Jahres Schritten vollzieht Sybil Gräfin Schönfeldt eine literarische Reise der besonderen Art. Das Essen und die Essgewohnheiten sind es, denen sie ihr Augenmerk widmet und dem Leser dadurch ganz besondere, teils längst vergessene, Eindrücke des kulinarischen Lebens der letzten gut 100 Jahre.

Eine Zeitspanne, in der sich in teils rasantem Tempo der gesamte kulinarische Bereich beständigen Veränderungen und Wechseln ausgesetzt sieht. Gewohnheiten und Lebensmittel, die über hunderte von Jahren fest angestammte Plätze im Leben der Menschen hatten, erleben durch technische Innovationen, durch die Zeitgeschichte und durch moderne, medizinische Erkenntnisse einen stetigen Wandel.

Wandel, den die Autorin in angenehmer, nie oberlehrerhaft wirkender, Sprache nachvollzieht und hierbei jeweils auf die Besonderheiten der Epochen eingeht. Beginnend in der "guten alten Zeit" der klaren Trennung der Klassen noch wirft sie zu Beginn einen charmanten Blick auf die kaiserlichen Menüs und das ansonsten gutbürgerliche Essen zu Beginn des letzten Jahrhunderts. Die erlesene Menüfolge des Kaisers ist hierbei das eine, wie die Vorlieben des Kaisers bei Essen, Kleidung und Verhalten Eingang fanden in das Volk, wie sehr die "oberen" zur damaligen Zeit auch kulinarisch als Vorbilder galten, das arbeitet Schönfeldt wunderbar heraus. Ebenso erhellend aber der Blick auf die 50er Jahre, Jahre, in denen die heutige Fast Food Kultur langsam ihren Beginn nahm, Pommes Frites, Pizza, Würstchen auf die Schnelle in Mode kamen (und bis heute nicht aus der Mode geraten sind).

Die Novelle Cuisine der 70er Jahre, die Slow Food Bewegung der 80er Jahre, das Aufkommen der Massen an Fernsehköchen bis zum Jahre 2000 (hier endet die vergnügliche, kulinarische Reise) werden sorgsam vorgestellt und in Teilen auch in ihren Wurzeln kenntnlich gemacht.

Zu jeder Dekade wählt Sybil Gräfin Schönfeld literarische Texte von Rang, teils in direktem Zusammenhang stehend (Falladas "Kleiner Mann, was nun?"), teils durch ein Stichwirt verbunden ("Der Butt" von Grass in den 70ern der Novuelle Cuisine).

Ein bunter Reigen ergibt sich im Buch aus interessanter, längst vergangener, Esskultur im wahrsten Sinne des Worte, aus einer Vernachlässigung des Essens als gesellschaftlichem und gesundheitlichem Akt bis hin zur Gegenwart, gepaart mit dem erhöhten Interesse am besonderen Essen durch Sterneköche und Fernsehshows. Hier wird die Reibung und Spannung besonders deutlich, welch breites und öffentliches Thema Essen im Lauf der Jahre geworden ist und wie wenig Augenmerk der einzelne auf das Essen im Alltag nur richtet. Dies alles paart die Autorin mit dem literarischen Vergnügen, ausgewählte Texte der Literatur der entsprechenden Dekaden vorzustellen und in Verbindung zu setzen.
Abgerundet wird das Buch durch eine ganze Reihe anregender Rezepte.
Fazit
Flüssig geschrieben mit interessanten Erkenntnissen, unterhaltsamer Darbietung und wichtiger Literatur ist das Buch durch die Bank empfehlenswert und ein reines Lese (und Eß) Vergnügen, das zum Nachkochen und Nachsinnen anregt.
8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne8 Sterne

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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 24. Januar 2011

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