Jonathan Stroud hat mit seiner Serie um den Dschinn "Bartimäus", der
im "Amulett von Samarkand" von dem jungen Magier Nathaniel beschworen
wird und ihn bis zu dessen Tod in "Die Pforte des Magiers" begleitet,
einen schlagfertigen und witzigen und zugleich sehr eigensinnigen Charakter
geschaffen. Stroud mag geahnt haben, dass der Erfolg der Bartimäus-Trilogie
genau dieser Figur, dem eigentlichen Protagonisten der Serie zu verdanken ist.
Da lag es nahe, in einem Prequel frühere Abenteuer um Bartimäus zu erzählen
und den Leser erneut in den Genuss der Schlagfertigkeit des Geistes kommen zu
lassen.
Dazu Anleihen an den größten Fantasyroman aller Zeiten, den Herrn der Ringe,
denn ein mächtiger Ring spielt auch hier die Hauptrolle und schon ist im
Jerusalem zur Zeit des biblischen König Salomo eine interessante, teilweise an
Mays Orientromane erinnernde, Abenteuergeschichte entstanden. Der Salomo dieser
Geschichte ist mächtig und bösartig. Er knechtet - ähnlich wie Sauron bei
Tolkien - mit Hilfe eines Ringes die Umgebung und macht mit Hilfe niederer
Zauberer mächtige Geister, wie hier Bartimäus, seinem Willen Untertan. Auch
die Königin von Saaba möchte Salomo brechen. Doch diese schmiedet mit Hilfe
ihrer treuen Dienerinb Asmira einen Plan, Salomos Macht zu brechen...
Mir hat dieser Band wesentlich besser gefallen als die Bartimäus-Trilogie des
Autors, weil Asmira - im Gegensatz zu Nathanel - eine sympatische und aktive und
keine blasse Protagonistin ist, die neben dem "Star" der Serie,
Bartimäus, durchaus bestehen kann. Die Anleihen an Tolkien übersehe ich daher
gerne. Welcher Humor in der Serie steckt, sieht man an dem Klappentext, den der
Verlag auf die Rückseite des Covers gestellt hat: Bartimäus hat Salomo
heimlich auf die Schippe genommen und in der Gestalt eines Nilpferdes auf dessen
zahlreiche Geliebte angespielt. Leider hat er nicht mit der Schläfrigkeit eines
Wächters und der überraschenden Ankunft des Königs gerechnet. Nun muss er
sich rechtfertigen:
"
Zitat Niederster der Niederen", sagte Salomo gefährlich leise,
"welcher meiner Diener bist du"
"O Herr, der du ewig leben mögest, ich bin Bartimäus"
Steinernes Schweigen.
"Ich hatte noch nicht das Vergnügen", fuhr ich hastig fort,
"aber ein freundschaftliches Gespräch wäre für uns beide von Vorteil.
Darf ich mich vorstellen? Ich bin ein Geist von beträchtlicher Weisheit und
Ernsthaftigkeit, der einst mit Gilgamisch sprach und..."
Salomo hob den Finger, und weil es der Ringfinger war, schluckte ich den Rest
des Satzes herunter und bereute die erste Hälfte. Lieber erst mal die Klappe
halten. Und sich auf das Schlimmste gefasst machen."
Fazit
Es ist diese Art von Humor, die ich an der Bartimäus-Reihe mag, nicht so sehr
die - zum Teil vorhersehbare - Handlung. Wem es genauso geht wie mir, dem sei
dieses Prequel wärmstens empfohlen. Es lohnt sich...
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 21. Dezember 2010 2010-12-21 21:28:33