Konsequente Marktwirtschaft
Vorweg gesagt, das Buch bildet einen fundierten und wichtigen Beitrag zur
aktuellen Lage und Diskussion kapitalistischen Wirtschaftens. Gerade im Anblick
von Schuldenbremsen, zahlungsunfähigen Ländern, überschuldeten
Privathaushalten (die die letzte weltweite Krise ausgehend aus den USA mit
hervorgebracht haben) einerseits und andererseits dem Investitions- und
Wachstumszwang aus dem Wirtschaftssystem aller Volkswirtschaften heraus (und nur
kreditfinanzierte Investitionen führen zu stetigem und hohem Wachstum) bedarf
es dieses Buches von Thomas Strobl, um die allgemeine Diskussion hier und da ein
wenig auf die Füße wieder zu stellen. Wie aus der FAZ gewohnt in scharfer und
treffsicherer Sprache, nimmt Strobl wieder einmal kein Blatt vor den Mund.
Gegen den Trend althergebrachter Sprichwörter ("Spare in der
Zeit...") und quotenträchtiger Fernseh-Schuldenberater legt Strobl in
seinem Buch einige Kerngesetzte marktorientierten Wirtschaftens vor, ohne die
Problematiken eines "zuviel" zu verschweigen.
Konsequent zeigt er zunächst auf, dass die Mehrung von Wohlstand letztlich auf
einer Mehrung von Gütern und Kapital gründet, diese Mehrung aber nur durch
immer wieder sich vollziehende Investitionen in die Zukunft möglich werden,
solche Investitionen in jener Höhe, die es braucht, um zu wachsen, aber nur
durch Kredite möglich sind, sprich, durch mehr Mittel zur Investition als jene,
die aktuell verfügbar wären. Dies zeigt Strobl anhand der Verdoppelungsquote
des materiellen Wohlstandes, der in immer kürzeren Abständen erfolgt.
Da Kredite aber immer eine Wette auf die Zukunft sind, wird es da höchst
problematisch (und bei den Summen, die mittlerweile weltweit unterwegs sind
zugleich eine Bedrohung für ganze Nationen und Volkswirtschaften), wenn die
Wette verloren wird. Es ist ernüchtern, Strobl in seinen immer klaren, teils
brillanten Ausführungen zu folgen und zugleich mit ihm zu der Erkenntnis zu
gelangen, dass dieses System nicht veränderbar im Raume steht. Auch auf
mittelfristige Zukunft hin gesehen wird die globale Finanzwirtschaft weiterhin
die Geschicke der Volkswirtschaften maßgeblich bestimmen.
Auf dem Weg zu dieser Schlussfolgerung legt Strobl im ersten Teil des Buches die
Grundpfeiler des Kapitalismus in klarer und nüchterner Sprache verständlich
dar, zeigt im zweiten Teil auf, dass die Wirtschaftswissenschaften als Theorie
den realen Vollzügen immer nur nachlaufen können und diese im Wesen
theoretisch nicht erfassbar sind, bevor im dritten Teil des Buches konkret
praktisch offengelegt wird, wie der "Schmierstoff" der Wirtschaft,
Kredite, verwaltet, vergeben, durchaus aber auch verweigert werden und warum
dies im Einzelnen so ist. Erschreckend gerade dieser Teil des Buches, der die
Macht der Banken ungeschmälert und ungeschönt plakativ vor Augen führt. Im
vierten Teil versucht sich Strobl dann an der Darstellung von Alternativen,
macht aber nicht viel Hoffnung auf deren Umsetzung. Denn eine
"Renditediät" scheint ihm (und auch dem Leser nach Lektüre seines
Buches) eher unwahrscheinlich. Dennoch liegt hier die Chance auf langfristige
Umgestaltung und Befreiung aus den Fesseln der Finanzwirtschaft begründet.
Kredite sind notwendig für ein florierendes Wirtschaftssystem, aber wild
wuchernde Kredite um der reinen Geldvermehrung für wenige werden auf Dauer
dieses Welt nicht zu einem stabilen Ort machen. Hier ist der eigentliche
Handlungsbedarf eines langfristigen Umsteuerns der Finanzströme.
Thomas Strobl legt ein teils glänzend argumentiertes Buch vor, in dem er in
verständlicher Sprache die Grundpfeiler kapitalistischen Wirtschaftens
darstellt und in ihren Folgen benennt, ebenso die Hilflosigkeit von Theorie und
Politik auf den Punkt bringt, aber auch den ein oder anderen Handlungsansatz als
Möglichkeit in den Raum stellt. Für jeden, der die Verflechtungen von
Finanzwirtschaft und Realwirtschaft begreifen möchte ist das Buch reinweg
empfehlenswert.
Fazit
Thomas Strobl legt ein teils glänzend argumentiertes Buch vor, in dem er in
verständlicher Sprache die Grundpfeiler kapitalistischen Wirtschaftens
darstellt und in ihren Folgen benennt, ebenso die Hilflosigkeit von Theorie und
Politik auf den Punkt bringt, aber auch den ein oder anderen Handlungsansatz als
Möglichkeit in den Raum stellt. Für jeden, der die Verflechtungen von
Finanzwirtschaft und Realwirtschaft begreifen möchte ist das Buch reinweg
empfehlenswert.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 27. November 2010 2010-11-27 14:27:21