Wenn man in Wolfgang Brunners Buch zu lesen beginnt, wird man in ein modernes
Märchen, in eine Fantasiegeschichte hineingezogen. Was vom Titel her so
ähnlich klingt wie "Die fünf Freunde" oder "TKKG", ist
eine ungewöhnliche Mischung aus Kinderkrimi, Fantasy und Science-Fiction.
Schnell sieht man sich beim Lesen an der Seite von Kim Schepper, einem
dreizehnjährigen Mädchen, welches am Grab ihre kleineren Bruders trauert. Der
elfjährige Tom ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen, so heißt es ...
Doch schon auf der Beerdigung kommt Kim in Kontakt mit einem Klassenkameraden
ihres Bruders. Der lädt sie ein, den Friedhof mit ihm zur mitternächtlichen
Zeit zu besuchen. Kims Neugier wurde geweckt. Bei diesem Besuch erfährt sie von
weiteren Kindern, die angeblich ihre Geschwister bei einem Unfall verloren. Auch
der Klassenkamerad Julian trauert um seine Schwester. Kim erfährt, dass die
Geschwister in Wirklichkeit gar nicht tot sind. Sie leben zwar nicht mehr, aber
sie sind auch nicht tot. Ihr Zustand ist "geringlebend", also irgendwo
zwischen Leben und Tod. Auf dem Friedhof können die Kinder ihre gering lebenden
Geschwister treffen, mit ihnen sprechen und agieren. Die Geringlebenden sind
für die Lebenden nicht unsichtbar. Sie nennen sich die Kinder von Marubor.
Bislang wissen diese Kinder, dass sie Teil eines Experiments waren, welches die
Firma "Kirkos Marubor" unterhalb des Friedhofs und auf einer
nahegelegenen Insel durchgeführt hat. Offizielles Ziel des Experiments ist, das
Leben der Menschen zu verlängern, inoffizielles Ziel allerdings, für den
Inhaber der Firma in Wirklichkeit die Weltherrschaft zu erlangen. Dieses
Experiment war jedoch missglückt, was die Testpersonen in diesen Schwebezustand
des Geringlebens versetzte. Um das Experiment und dessen Unfall zu verschleiern,
waren an der Oberfläche die Unfälle für die Kinder inszeniert worden.
Doch nicht nur menschliche Figuren bekommen in dieser Geschichte einen Platz
eingeräumt. Besonders neckisch: Die Kinder, die sich bei der Aufklärung der
Machenschaften und des Experiments auch die Hilfe von erwachsenen Personen
hinzuholen, werden bei ihren Forschungen in den Gewölben von einer Fledermaus
begleitet, die sich, anders als in aktuellen Vampirszenarien, nicht von Blut
ernährt, dafür aber umso genüsslicher Kaugummi kaut.
Fazit
Ein amüsanter und nett gestalteter Kinder- und Jugendroman, der einem
ähnlichen Plot bereits o. g. Kinderbücher folgt. Dabei ist er der erste einer
bislang auf fünf Bände angelegten Romanreihe. Die Geschichte ist unheimlich
interessant und überaus verständlich und nachvollziehbar geschrieben. Mit
etwas weniger textlichen Wiederholungen, hätte die Geschichte nicht an Substanz
verloren und die Spannung wäre nicht zu sehr mit Überlängen strapaziert
worden.
Vorgeschlagen von Detlef Knut
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veröffentlicht am 12. November 2010 2010-11-12 14:00:00