Ostafrikanische Entdeckung der anderen Art
Der Strahlenkranz der Sonne, die "Korona", pulsiert in bisher nicht
gekannter Weise, das Wetter nimmt dramatische Formen an, dort, im Herzen
Ostafrikas, am Ruwenzori, einem der höchsten Gebirge Afrikas. Die Natur selbst
scheint außer Kontrolle zu geraten, als sich Amy Walker auf eine gefahrvolle
Expedition begeben muss.
Nicht freiwillig bricht sie auf in einen der letzen weißen Flecken der
Landkarte hinein. Eigentlich ist sie als Forscherin nur vor Ort, um die
einzigartige Lebensweise der Gorillas im Mgahinga Nationalpark zu untersuchen.
Ganz besondere, weit entwickelte Arten finden sich dort, die die Forscher immer
wieder aufs Neue ins Staunen versetzen.
Doch nun ist der Teamleiter mit einigen Mitgliedern des Teams verschwunden und
Amy betrachtet mit Sorge die immer unfreundlicher werdende Wetterfront. Es
bleibt nicht mehr viel Zeit zum Handeln, sie muss sich auf die Suche nach
William Burke, dem Teamleiter, begeben. Gemeinsam mit dem undurchsichtigen Ray,
einem ehemaligen Strafgefangenen, der seine ganz eigene Suppe kocht, dabei das
tiefe Misstrauen Amys auf sich zieht und weiteren Mitgliedern des Teams macht
sie sich auf den Weg, zunächst zu einem uralten, zurückgezogen lebenden Stamm.
Die Bugonde in Person ihrer Schamanin können tatsächlich den Weg weiter
weisen, allerdings führt dieser in eine Richtung, die weder Amy noch die
anderen in ihren schlimmsten Träumen sich erwartet hätte.
Es scheint, als wären sie auf eine dünne Stelle des Universums gestoßen, ein
Portal in andere Welten. Welten, in denen die alte afrikanische Sage von Kitara,
der verschollenen Stadt, Wahrheit sind und die Kraft der Sonne eine Bedrohung
für die ganze, bekannte Welt darstellt. Es beginnt eine dramatische und
gefahrvolle Suche nach dem Weg zurück aus dieser fremden Dimension, ständig
bedroht von einem archaisch fremden Volk, das seine ganz eigenen, vernichtenden
Pläne verfolgt.
Wie bei Thomas Thiemeyer nicht anders gewohnt ist auch sein neues Werk ein
Grenzgänger zwischen Naturwissenschaft und Phantasie. So geschickt aber
versteht er es, die beiden Welten miteinander zu verweben, dass ein höchst
realistisch anmutendes und wissenschaftlich erklärbares Szenario entsteht. Ein
Meister der Recherche ist Thiemeyer und dies gibt seinen Büchern ein festes
Fundament.
Während er im ersten Teil (auch hier wird überdeutlich, dass er tief in die
Materie eingearbeitet und profund ortskundig ist) Afrika und seine Protagonisten
in ihrer Arbeit mit den Gorillas vorstellt (welche letztlich auch wesentliche
Figuren des Buches darstellen) und hintergründig, Schritt für Schritt die
dunklen Wolken der Gefahr am Horizont heraufziehen lässt, wendet er sich im
letzten Drittel des Buches dann intensiv dem phantastischen und abenteuerlichen
Teil seiner Geschichte zu. Das Ganze in seinem bekannt eher sachlich, rationalem
Sprachstil, ein Poet ist er nicht, wohl aber ein Autor, der es versteht,
präzise zu beschreiben und seiner Geschichte durch knappe Sätze Tempo zu
geben.
Intensiv gelingt es ihm, den Leser hineinzuziehen in diese fremde und reizvolle
afrikanische Welt, führt heran an die Lebensart der Berggorillas, die
erstaunliches in sich trägt, lässt Amy genügend Raum, um in den Stärken
ihrer Person zur Geltung zu kommen und versäumt es nicht, dem undurchsichtigen
Ray Ecken und Kanten zu geben.
Fazit
Die beeindruckende Natur, die akribisch recherchierte Schilderung der
Sonnenaktivitäten und ihrer möglichen Konsequenzen und die Vernetzung mit dem
phantastischen Anteil des Buches im Blick auf die geschilderte Parallelwelt
machen auch sein neuestes Werk zu einem echten Leseerlebnis, das zeigt, dass
echte Sachkenntnis für eine realistische Tiefe zu sorgen vermag.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 09. Oktober 2010 2010-10-09 17:31:24