Spannung und menschliche Einblicke
Gerichtsmediziner haben kein leichtes Leben, vor allem nicht, wenn sie Kay
Scarpetta heißen. Nicht nur, dass die Beziehung zum Ehemann hier und da
knisternd unter Spannung steht (natürlich nicht zuletzt durch die Neigung von
Kay, Tag und Nacht sich in einen Fall hinein zu knien), sondern vor allem
natürlich durch das nie ruhende Verbrechen und die Unfähigkeit der
Medizinerin, ausschließlich ihrer Pathologie nur nachzugehen.
Zum 17. Mal nun wird sie hineingezogen in die Ermittlungen um einen Mordfall,
der, wie es in den Fällen der Kay Scarpetta gewohnt und üblich ist, lange
nicht der einzige Mord im Buch bleiben wird. Der konkrete Mord war noch nicht
einmal der Erste. Schon bald stellt sich heraus, dass ein Serienmörder am Werk
ist und zumindest eine weitere Person vermisst wird.
Eine junge Frau wird in Joggingkleidung ermordet am Rande des New Yorker Central
Parks aufgefunden. Ein Zeuge hatte beobachtet, dass die Frau vorher aus einem
Taxi gestiegen war. Als weitere Morde geschehen, hat der Mörder seinen Namen.
Der "Taxi Mörder". Weihnachten wird in diesem Jahr in New York kein
ungetrübtes Fest der Freude, soviel ist schon nach dem ersten Teil des Buches
klar. Auch für Kay Scarpetta nicht, denn schon bald nach einem öffentlichen
Auftritt meldet sich der Mörder per Post bei ihr. Kay Scarpetta steht auf
seiner Liste und so beginnt ein Katz und Maus Spiel auf gut 570 Seiten, dass an
Spannung, Intensität, Gefahr und eindrücklich geschilderter Gewalt wenig zu
wünschen übrig lässt.
Zudem entwickelt Patricia Cornwell auch die persönliche Welt der Kay Scarpetta
weiter. Im Rahmen ihrer Vertrauten, Ehemann Benton, Nichte Lucy und Officer
Marino verknüpft Cornwell geschickt Fäden der Vergangenheit mit der weiteren
Entwicklung ihrer Protagonisten im privaten Bereich. Jede der handelnden
Personen wird auch im Innenerleben differenziert charakterisiert und erhält so
fassbare Konturen.
Manches Mal vielleicht in zu weitschweifiger Weise, hier und da leidet der rote
Faden und das Weiterführen des eigentlichen Falles an den breiten Schilderungen
der Gedanken, Gefühle und der Beziehungen untereinander.
Fazit
Dies aber bildet nur einen kleinen Wermutstropfen im gewohnt komplex aufgebauten
neuen Fall von Kay Scarpetta, der in einem hervorragend konzipierten Finale
seinen Abschluss findet und in der eigentlichen Geschichte bis zur letzten Seite
zu fesseln vermag. Die breiter angelegte Erzählweise, die einerseits hier und
da zu Langatmigkeiten führt, kommt im Gegenzug dafür der eigentlichen
Geschichte der Jagd auf den Taxi Mörder zu gute. Denn auch die dort beteiligten
Personen erhalten ein mehr Tiefe, das ihnen nicht schlecht bekommt.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 05. Oktober 2010 2010-10-05 20:08:37