Der Kampf von Siegfrids Nachfahren
Der dritte Band der Nibelungensaga aus der Sicht von Torsten Dewi und Wolfgang
Hohlbein liegt nun vor. In der Form, der Sprache und der Grundkonstellation
knüpft das Buch dabei nahtlos an die beiden Vorgängerbücher an, allerdings
zunächst nicht im inhaltlichen Geschehen.
100 Jahre sind vergangen, seitdem Siegfrieds Sohn Siegfried seine Kämpfe gegen
das von den Nibelungen aufgeheizte Schicksal auszutragen hatte. Doch sein Erbe
lebt weiter in seinen Nachkommen. Einen dieser Nachkommen stellen die Autoren
bereits zu Beginn des dritten Teils der Geschichte mit in den Mittelpunkt.
Siegfinn, Prinz des armen, aber zufriedenen und nicht kämpferischen Islands ist
zu einem jungen Mann herangewachsen, der seine Kraft mit dem Meer und den
Elementen misst. Und der beim Anblick seiner Kinderfreundin Bryna, die Island
nach einigen Jahren wieder einen Besuch abstattet, noch ganz andere Gewalten
der Emotionen verspürt.
Doch gleichzeitig gelingt es den Nibelungen, den Ort ihrer Gefangenschaft zu
verlassen und die alten Götter auf ihre Seite zu ziehen. Die Kraft des
Siegfried, die zu Frieden und Harmonie führen kann und die in seinen Nachkommen
weiterlebt, muss zerstört werden. Um dies zu erreichen zerstören die
Nibelungen über Nacht wie durch Hexerei die gesamte bekannte Welt des
jugendlichen Helden. Island ist entvölkert und voller Toter, die Situation auf
dem Festland und vor allen in Worms sieht nicht besser aus, ein dunkler
Herrscher ist an der Macht, der mit seinen Horden von Kriegern die Völker
unterjocht.
Wo befinden sich Siegfinn und Bryna genau? Haben sie hundert Jahre verschlafen
in einer Nacht? Ist eine andere Realität entstanden? Sie nehmen den Kampf auf
und finden Unterstützung in Calder, einem der wenigen Rebellen gegen die dunkle
Macht des Fürsten Hurgan in Worms. Denn das Licht Siegfrieds von Xanten glüht
noch in der Welt. Nicht nur in Siegfinn, auch Bryna und Calder sind Nachfahren
des Nibelungenbezwingers.
Wie das sein kann? Wie Siegfinn es verkraftet, dass er Bryn liebt, diese aber
sich Calder hingibt? Fragen, denen die gut 400 Seiten des Buches nachgehen,
Seiten voller Pläne, Kämpfe, Heldentaten in aussichtloser Unterzahl. Seiten,
die damit Enden, dass das Schwert Siegfrieds, Nothung, im fernen Britannien
einer neuen Bestimmung entgegensieht (die durchaus die nächste Trilogie
eröffnen könnte, nun nicht mehr im Blick auf die Nibelungen).
Der abschließende Band der Nibelungentrilogie beginnt, und das ist gut so, mit
einer Zusammenfassung der vorhergehenden Bände. So finden auch neue Leser sich
in der Fantasy Welt der Nibelungen nach Dewi und Holhbein durchaus zurecht.
Andererseits ist das auch nicht schwer. Zu sehr ähneln sich die Bände der
Trilogie in Form, Stil und Aufbau. Der Held, der seine Bestimmung finden muss
und einfach edel von Gemüt ist, die Prinzessin, von vielen Seiten umschwärmt
und damit Auslöser von Zwist, der noch unentschiedene, aber mögliche Held, der
für die entsprechende Verwirrung sorgt. Ein Grundmuster, das auch die anderen
beiden Bände dominiert und wenn da mal nicht Anklänge an Luke, Leia und Han
Solo wach werden. Weiterhin arbeiten die Autoren mit den Mitteln teils starker
Verfremdung auf der Basis des Nibelungenliedes. Eine Verfremdung, die nicht
jedermanns Geschmack ist, die aber für den Fantasy Eops durchaus ihren Zweck
erfüllt und eine neue Welt in den Raum setzt, die dennoch in Stücken durch die
Bezüge auf die alte Sage vertraute Elemente enthält.
Fazit
Trotz der gewohnt flüssigen Sprache, die gerade Wolfgang Hohlbein zu eigen ist
und der vielen, detailreichen Schilderungen einer Welt eher der Fantasy denn der
alten Sagenwelt der Nibelungen bleibt der Überraschungseffekt im Buch in engen
Grenzen. Vieles erweckt den Anschein, als hätte man es bereits einmal gelesen.
Durchaus findet das Buch als Schlusspunkt der Trilogie seinen gerechtfertigten
Platz, dennoch ist es nun gut, dass die Fantasy Geschichte um die alte
Nibelungensaga nun ihren endgültigen Abschluss gefunden hat.
Vorgeschlagen von Lesefreund
[Profil]
veröffentlicht am 30. September 2010 2010-09-30 18:09:57