Zu ihrer gütigen Nachbarin, der Madame, hat die jugendliche Erzählerin der
Geschichte eine besondere Beziehung. In dem kleinen sardischen Ort am Meer leben
nur zwei Familien und die ältere Hotelbesitzerin. Madame hat beschlossen, ihr
kleines Hotel nicht für ein geplantes Ferienzentrum zu verkaufen und damit auch
den beiden anderen Grundstücksbesitzern die Möglichkeit zum Verkauf genommen.
Der Großvater der jungen Erzählerin, Familienoberhaupt und ihr Ratgeber in
allen Lebenslagen, scheint mit dieser Entscheidung sehr zufrieden zu sein. Ein
kleines Paradies, viel zu abgelegen für Besucher, mit Mandelbäumen und einem
ausgeklügelten Bewässerungssystem für die Gemüsebeete, kann nun erhalten
bleiben. Die Erzählerin leidet unter der Abwesenheit ihres Vaters und hat
deshalb wohl einen besonderen Blick für die Einsamkeit der älteren Nachbarin.
Ein Mädchen in der Pubertät beobachtet eine alternde Frau, die nicht mehr
geliebt wird. Beide scheint ihre unerfüllte Sehnsucht miteinander zu verbinden.
Madames Liebhaber kommen und gehen, und auch ihre wenigen Gäste scheinen sie
nicht glücklich zu machen. Der einzige Mann mit Verständnis für Madames
Qualitäten ist offenbar der Großvater.
Fazit
In sehr kurzen Kapiteln erzählt Milena Agus von einer ungewöhnlichen
Freundschaft und der unerfüllten Sehnsucht, geliebt zu werden. Die Erzählung
findet ein verblüffendes Ende. Agus Sicht einer vierzehnjährigen Erzählerin
auf ihre ältere Nachbarin kann den Vergleich mit
Die Frau im Mond nicht standhalten.
Vorgeschlagen von Helga Buss
[Profil]
veröffentlicht am 24. September 2010 2010-09-24 10:04:29