Eine Vampirnovelle ist sicherlich vorrangig Geschmackssache, dementsprechend
gehen Meinungen dazu wohl ausseinander. Dennoch finde ich, dass es dieses Buch
verdient hat, dass man sich hinsetzt und eine Rezension darüber verfasst.
Warum? Nun zuerst aufgefallen ist mir, die Schreibweise der Autorin, die immer
wieder das Lesetempo anpeitscht, indem sie mit kurz aufeinander folgenden
Sätzen arbeitet.
Hier handelt es sich aber nicht um eine der üblichen Vampirnovellen, die wir
alle kennen. Der Leser wird mit einer mehr glaubhafteren Version eines
Bluttrinkers konfrontiert und in dessen Welt gebracht. Eine Welt der Vampire,
wie ich sie bisher noch nicht kannte.
Der Vampir Adrian, unfreiwillig wurde er zu einem Vampir, was das erste Kapitel
der Buches ist. Dann führt uns die Autorin in das Ende unseres letzten
Jahrhunderts, ein Zeitsprung von fast eintausend Jahren. Dort überschlagen sich
mehrere Ereignisse, die erwähnenswert sind. Ein Massenmörder beunruhigt Los
Angeles, wurde gefasst und steht endlich vor Gericht. Die Leute wollen
"Blut" sehen. Sehr früh erfährt der Leser von einer Jounalistin, die
beauftragt wird, diesen Prozess zu verfolgen, der sich aber dahinschleppt mit
unzähligen Aussagen Fach- und Sachverständigen, in wie weit der Angeklagte
überhaupt prozessfähig ist. Ihr Magazin für das sie arbeitet, entschliesst
sich, die junge Frau nach England zu schicken, da der Angeklagte Merritt aus
diesem Land kommt. Dort soll sie seine Herkunft erforschen, sein Umfeld, indem
er aufwuchs.
Dies alles lässt die Autorin auf wenigen Seiten abspielen. Mehr und mehr wird
der Leser hineingezogen in dieses Buch, welches zu keiner Minute mich
gelangweilt hat. Sei es nun die Nachforschungen der Reporterin Liz, die dabei
auch über den Vampir Adrian stolpert, der Gefallen an ihr findet. Viele werden
es sicherlich mit Freuden begrüssen, dass endlich einmal wieder ein Vampirbuch
auf den Markt kam, der mit Anne Rices Tradition der Männerbekanntschaften
bricht. Eine sich anbahnende Liebesbeziehung dieser beiden wird von Adrian immer
wieder in Frage gestellt, denn er fühlt sich hin und her gerissen zwischen
Hass, ein Gefühl, das er sehr gut kennt und weiss damit umzugehen und Liebe,
ein Gefühl, welches ihm fremd ist und dem er nicht vertrauen will und kann.
Er zweifelt an Liz und an deren Standfestigkeit und erst, als sie ihr Leben für
ihn opfert, glaubt er ihr und ihrer Liebe. Zu erwähnen ist sicherlich auch der
Zweikampf zwischen Adrian und Damian, der ausgezeichnet und sehr eindringlich
beschrieben wurde. Ein weiterer Punkt, den ich ansprechen möchte sind die
Ausseinandersetzungen mit Matthew, Adrians Kampfgefährten. Dieses sich
Annähern zueinander, eine gewisse Freundschaft die sich entwickelt, doch immer
wieder durch Regeln und Vorschriften auf eine harte Probe gestellt wird. Diese
Novelle geht sehr kritisch mit der christlichen Kirche um, zeigt deren
Schwächen, klagt manchmal auch verhalten, aber sensibel an.
Fazit
Ich finde diesen Roman äusserst lesenswert und kann ihn denen weiterempfehlen,
die nicht auf Blut und ekelerregende Kämpfe hoffen, doch einen tiefgreifenderen
Roman suchen, der sich um dieses Thema handelt, ohne in langatmige
philosophische Passagen verwickelt zu werden.
Vorgeschlagen von Holger Kraus
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veröffentlicht am 03. August 2003 2003-08-03 08:17:00