Streifzüge durch eine sich wandelnde Welt
Reinhard Kreuz, Vielreisender und mit offenen Sinnen durch die Welt und somit
auch durch seine Reisen gehend, hat einige seiner Eindrücke von Reisen in einer
sich wandelnden Welt der letzten 5 Jahre in kleinen Essays niedergeschrieben.
Getreu seiner Beobachtung und letztlich auch Erkenntnis, dass die Wirklichkeit
immens und in Bewegung, unsere Geisteskraft demgegenüber aber kläglich gering
ist, setzt Kreuz seine Priorität wohltuender weise nicht auf eine beständige
Bewertung dessen, was er sieht oder erlebt, sondern nimmt die Rolle eines
Beobachters und Beschreibenden ein. Nicht immer hält er diese Rolle
vollständig durch, doch allein schon der Ansatz und das Bemühen um
Sachlichkeit ist bereits wohltuend in einer Welt voller Bücher, die teilweise
noch unter Stammtischniveau dringend persönliche Bewertungen in den Raum zu
setzen versuchen.
In diesem Zusammenhang ebenfalls bedeutsam ist eine der Grunderkenntnisse von
Reinhard Kreuz, die sich im Titel des Buches widerspiegelt. Man mag noch so weit
entfernte Orte anreisen, die eigenen Begrenzungen nimmt man immer mit. Auch die
Ferne besteht nur aus Orten, denen man in seiner Person begegnet. Orten
allerdings, die ob mancher Fremde, die sie in sich tragen, die eigene Person bei
Wandlungen und Entwicklungen anzureizen und unterstützen können.
Ein Wandel übrigens, der an den Orten selbst feststellbar ist. So führen die
Betrachtungen über einen Besuch in Paris unweigerlich zu einem Vergleich mit
früheren Reisen in diese pulsierende Stadt. Ein Vergleich, der den Wandel, die
Problematiken, die sich Bahn brechenden Probleme der sich wandelnden Welt zeigt.
Vergänglichkeiten und Veränderungen treten so in den Blick und lenken diesen,
zumindest den von Reinhard Kreuz, auf die eigene Person, die eigene
Entwicklung.
In den 13 Essays bildet dies eine Art der Grundstruktur. Der Leser wird
mitgenommen zu einem fernen Ort, findet eine Reihe äußerer Beschreibungen im
Buch vor, die allmählich die auch geistigen Strömungen hinter diesen äußeren
Betrachtungen ins Felde bringen und sich mit der Bedeutung dieser Eindrücke
dann vermischen und ein inneres Ganzes ergeben. Im Blick z.B. auf das Reston
Town Center wird deutlich, wie in gelingender Weise ein Stück "gutes
Leben" in eine moderne Stadtlandschaft integriert werden kann und wie
wohltuend dies sodann auf die fließenden und betrachtenden Gedanken des
Besuchers einwirkt.
Gegenteilig die Eindrücke aus Amsterdam und Hongkong in Betrachtung moderner
Bildbearbeitungsprogramm und der Erkenntnis, dass der Mensch zutiefst
manipulierbar und tatsächliche wirtschaftlich-technischen Mächten ausgeliefert
sich vorfindet.
Kluge Beobachtungen und eine dargelegte Reflexion, die es dem Leser, auch im
Blick auf die verständliche Sprache, einfach machen, den Gedanken und
Assoziationen des Autors zu folgen. Nicht immer mag man mit seinen Eindrücken
überein stimmen, manches, was er in den Mittelpunkt des Interesses rückt, ist
dem ein oder anderen unter Umständen völlig uninteressant, dennoch aber
berührt immer wieder die Wandlung und Veränderung der Welt und die
Möglichkeit, sich dieser möglichst vorurteilsfrei zu nähern, um die eigene
Entwicklung nicht immer durch Vorurteile und festgefahrene Haltungen zu hindern.
Fazit
Auch wenn das ein oder andere ein stückweit pathetisch wirkt und der Eindruck
hier und da entsteht, dass manches als gar zu wichtig an Eindruck oder innerer
Regung aufgeplustert wird, Anreize und lohnenswert Nachdenkliches findet sich zu
Hauf auf den 135 Seiten des Buches.
Vorgeschlagen von Lesefreund
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veröffentlicht am 05. September 2010 2010-09-05 17:18:24