Jay Dobyns, ein verdeckter Ermittler, erzählt in "Falscher Engel" von
seinem Undercover-Einsatz gegen die Hells Angels in den USA. Die Ermittler
gründen einen eigenen, falschen Club, und gewinnen nach und nach immer mehr das
Vertrauen der Angels, mit dem Ziel, schließlich aufgenommen zu werden und so an
möglichst viele Beweismittel zu kommen.
Man erfährt einerseits natürlich zahlreiche Dinge über die Hells Angels, ihre
Lebensweise und ihre Aktivitäten, wilde Parties, Prügeleien, Drogenexzesse
und Waffendeals. Andererseits erhält man aber auch einen Einblick in das Leben
und die Gefühle eines Undercover-Agenten, welchen ein merkwürdiges Band aus
Anziehung und Abscheu gegenüber dem Club fast zerreißt. Seine Probleme mit der
Familie, die der Einsatz mit sich bringt, bis hin zum stressbedingten
Medikamentenmissbrauch - alles wird ausführlich geschildert. Man merkt gerade
in der zweiten Hälfte, wie Dobyns beginnt, seine Identität zu verlieren und
gegen sich selbst kämpfen muss, um das zu verhindern.
Das Buch konzentriert sich nahezu ausschließlich auf die Ermittlungen im
Hells-Angels-Fall, überzeugt dabei aber durch eine flüssige Erzählung und so
werden die 377 Seiten nicht langweilig, besonders herausragende Szenen sind
allerdings wenige vorhanden, die Story ist mehr ein fließender Rausch, wie ihn
Dobyns auch empfunden hat. Die Gewalttätigkeit und Kriminalität der Angels
wird deutlich, der Wandel von einem mächtigen und die Macht nutzenden
Motorradclub zu einer kriminellen Organisation wird erklärt, sodass man einen
guten Überblick über die Szene erhält.
Etwas tiefer in die Materie der Hells Angels taucht das Buch "
Höllenritt" ein, welches
allerdings nicht die Geschichte eines verdeckten Ermittlers enthält.
Fazit
Eine umfangreiche, ausführliche Biographie eines Ermittlers und zugleich eine
umfassende Dokumentation über die Hells Angels, geschrieben als eine flüssige
Geschichte.
Vorgeschlagen von Jan Schejbal
[Profil]
veröffentlicht am 29. Juli 2010 2010-07-29 02:28:13