Die 17-jährige Lissy verbringt - da ihr Vater auf See ist - einige Zeit im
Sommer bei ihrer Freundin Bernadette und ihrer - sehr reichen - Familie. Sie
stößt sehr schnell darauf, dass deren Beziehungen untereinander nur als
explosiv bezeichnet werden können. Neben Bernadette bewohnen deren Mutter
Brigitte, Bruder Nico und die ältere Schwester Vio die Villa. Die Jugendlichen
haben alle ein sehr gespanntes Verhältnis zu ihrem Stiefvater Kai. Dieser ist
jung, attraktiv und wird von seinen Stiefkindern verdächtigt, die Mutter
Brigitte nur ihres Geldes wegen geheiratet zu haben. Zudem flirtet er immer mit
jungen Mädchen herum. Auch Lissy, aus deren Perspektive in Ich-Form der
Thriller ezrählt wird, erliegt binnen kurzem seinem Charme. Doch sie hat
Gewissensbisse gegenüber ihrer Freundin und deren Familie und beendet die
Beziehung zu Kai. Kurz darauf erhält sie einen Anruf von ihm, kann aber nur die
Worte "Hilf mir" und "hasst dich" verstehen. Voller Sorge
sucht sie auf die Suche nach Kai, der mittlerweile vermisst wird. Sie findet ihn
tot in der Badewanne in seiner Wohnung. Unfall oder Mord?
Der Thriller ist spannend geschrieben, die Autorin versteht in dieser Hinsicht
ihr Handwerk. Der Leser wird bis zur letzten Seite mitgerissen, fiebert der
Lösung des Falles entgegen.
Leider ist dies aber auch alles, was aus meiner Sicht positiv zu diesem Buch zu
sagen ist. Zum einen wirken die Charaktere nicht ausgefeilt, sondern
klischéehaft, die Entwicklung der Charaktere wirkt unglaubwürdig.
Zum zweiten ist die Auflösung, das Ende des Thrillers, nicht glaubwürdig genug
gestaltet. Das - äußerst actionhafte Ende - wirkt unglaubwürdig, die
Auflösung ist vorhersehbar, das Motiv des Täters bleibt völlig im Dunkeln.
Was den Täter zu seinen Aktionen getrieben hat, bleibt ebenso offen wie dessen
charakterliche Entwicklung aus meiner Sicht nicht nachvollziehbar ist. Und die
Moral von der Geschichte: "Jedes Mal, wenn ich hier....zwischen den
freundlich lächelnden, cappucinoschlürfenden, hundestreichelnden, fröhlich
eisessenden Menschen sitze, dann frage ich mich, ob sie unterscheiden können
zwischen dem, was gut und was böse ist. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass
es darauf nur eine einzige Antwort geben kann: wir werden es niemals
wissen." (S. 236).
Aha, das war also die "Moral" dieses Thrillers. Etwas (zu) wenig. Ein
spannendes Buch soll packen, soll die Motive der Tat verständlich machen, wenn
eine Auflösung des Verbrechens angeboten wird. Aber hier beschleicht mich das
Gefühl, als ob das Ende einfach "angehängt" wurde. Durfte der
Thriller nicht mehr als rund 250 Seiten umfassen? Etwas ratlos bleibt der Leser
mit der Auflösung des Falles zurück, weil die Motive des Täters nicht
nachvollzogen werden können. Er ist eben böse, dies ist nicht zu ändern. Der
Thriller bleibt auf dem reinen "Who done it" Prinzip stehen, d.h. wir
erfahren am Ende, wer der Täter - und mehreren verdächtigen Personen, deren
Entwicklung ebenfalls zu klischéehaft und nicht nachvollziehbar ist - ist. Und
das war es dann.
Fazit
Nein, dies ist mir zu wenig. Spannung allein macht eben keinen guten Krimi oder
Thriller aus. Schade.
Vorgeschlagen von Bernhard Nowak
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veröffentlicht am 20. Juni 2010 2010-06-20 09:30:55