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Bridget Asher: Die Affären meines Mannes

Die Affären meines Mannes

von Bridget Asher
Verlag: Droemer Knaur [mehr Bücher von diesem Verlag zeigen]
Sparte: Belletristik
ISBN-13 978-3-426-50316-4

Preis: 1,89 Euro bei Amazon.de [Stand: 20. November 2024]
Menschen kann man nicht besitzen

Was macht die gestandene, moderne Frau, die ihre berufliche Karriere bereits gestemmt hat und hochbezahlt mit eigener Assistentin durch die Welt jettet, wenn ihr Ehemann, 18 Jahre Älter, in vier Jahren Ehe sie (mindestens) dreimal ausführlich mit anderen Frauen betrügt? Es liegt auf der Hand, Monogamie, Offenheit, Ehrlichkeit, Treue, sind das nicht die Werte der Romantik, die sich über hunderte von Jahren als felsenfest (und selbstverständlich ohne weitere umsetzbar?) herausgestellt haben? Natürlich trennt sich die moderne Frau von heute und lässt sich scheiden. Selbst im Hollywood der lockeren Sitten ist das ja die Folge von zu viel Lebensgenuss.

Nicht, dass Lucy bereits darüber hinweg wäre. Auf den ersten Seiten erläutert sie ihrer Assistentin und Vertrauten auf dem Weg durch den Flughafen ausführlich, dass Liebe einfach wunderbar ist, sie selber leider nur ein Faible für die Wahl des falschen Partners hatte. Sicher schickt ihr Mann Artie jeden Tag Blumen mit kleinen Sprüchen seiner Liebe, Charme hat er ja, dass muss Lucy ihm lassen, dennoch ist seine Verliebtheit in das Leben mitsamt seiner Liebschaften, Liebeleien oder, wie er es auch auszudrücken pflegt, Zwischenfällen nicht zu akzeptieren.

Doch alles wird anders, als sie erfährt, dass ihr Mann sterbenskrank ist. Lucy kehrt zu ihm zurück und lässt ihn nicht alleine auf dem Weg vom Leben zum Tod. Mehr noch, all seine Affären ruft sie an sein Sterbebett. Und dann wird alles anders, als es vorher feste Überzeugung war.

Nicht nur, dass Lucy erkennt, das ihr Mann einen durchaus guten Geschmack bewiesen hat, die anderen Frauen waren eine Verliebtheit tatsächlich wert. Sondern das begleiten ihres Mannes und das kennen lernen seiner anderen "Zwischenfälle" löst eine tiefe, reifende Entwicklung in ihr aus, die Liebe und die Möglichkeiten der Liebe mit ganz anderen Augen zu betrachten.

Eie Entwicklung fort von einem richtig-falsch oder schwarz-weiß Denken, fort von idealistischen Dogmatiken der Liebe, die in ihrer ewig treuen und monogamen Form immer schon eine rein ideale Vorstellung war und nie wirklich in der Breite in dieser Form ungebrochen gelebt werden konnte. Eine Entwicklung, die Bridget Asher mit ausgeprägtem Sprachstil und Wortschatz auch in den Zwischentönen und den subtilen, schleichenden inneren Veränderungen jederzeit sensibel, mit Humor, vor allem aber mit Tiefgang entfaltet.

Kein Freifahrtschein für notorische Fremdgeher ohne Verantwortungsgefühl wird am Ende des Buches ausgestellt, aber auch ein unreflektiertes Beharren auf lebenseinsperrenden Haltungen wird eine klare Absage erteilt.
Jede der auftretenden Figuren ist in ganz eigener Weise von Bridget Asher gezeichnet und gewinnt so an Tiefe, die Entwicklungen in Lucy und um Artie und seine Frauen herum entfaltet sich vielschichtig und jede Eindimensionalität sprengend.
Fazit
Das Buch ist ein wunderbares Innehalten und Betrachten, was die Liebe zum Leben und die Liebe unter Menschen wirklich ausmacht. Äußere Regeln und tradierte Gebote sind es nun mal nicht, wohl aber die Begegnung von Menschen, die in einzigartiger Form zueinander hingezogen werden, ohne anderen Beteiligten Wesentliches weg zu nehmen. So gelingt es Bridget Asher in spielerischer, teils humoriger, teils berührender Form, die herrschenden Normen und Ansprüche an Paarbeziehungen deutlich differenzierter betrachten zu lernen.
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Vorgeschlagen von Lesefreund [Profil]
veröffentlicht am 15. Juni 2010

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