Das Mondlicht ließ Viktors Haut glühen und kribbeln. In der Nacht zu seinem 8.
Geburtstag beobachtet der Junge zu seiner Verblüffung, wie ihm am ganzen
Körper helle Haare wachsen und er sich in einen Werwolf verwandelt. Zum Glück
passiert das nur in den drei Vollmondnächten jeden Monats. Timmys Eltern, bei
denen Viktor lebt, pflegen selbst höchst exzentrische Eigenheiten. So gelingt
es Viktor, sein haariges Problem zunächst zu verheimlichen; nur Timmy wird von
ihm eingeweiht. Die Vorstellung, im Wolfsfell dem fiesen Nico mal so richtig
Angst zu machen, findet Viktor höchst angenehm. Als Wolf traut sich Viktor
Gedanken und Taten zu, die ihm als gerade Achtjähriger nie in den Sinn gekommen
wären. Doch weil ein Wolf, selbst wenn er mit Viktors Brille auf der Nase
harmlos wirken mag, jagt und frisst, werden Viktors nächtliche Streifzüge von
der Nachbarin schnell entdeckt. Als sich Viktor ein Kuriositäten sammelnder
Tierfänger an die Fersen heftet, hilft dem Achtjährigen völlig überraschend
die ermutigende Botschaft eines geheimnisvollen Fremden, den er nachts im
Stadtpark trifft.
Paul van Loon und der Illustrator Thorsten Saleina zeigen ihren Lesern Viktors
Verwandlung von ihrer heiteren Seite. Ein bisher ängstlicher, unsportlicher
Achtjähriger entdeckt in der Gestalt eines Wolfes bisher unbekannte Seiten an
sich. Der ein Jahr ältere Timmy nimmt die Angelegenheit sehr gelassen. Wer
einen Vater hat, der aus Jux mit Lockenwicklern oder einem Kaffeewärmer auf dem
Kopf herumläuft, lässt sich doch von so einem Wölfchen nicht irritieren. Die
Begegnung mit dem Fremden im Stadtpark und der Grund, warum Viktor in einer
Pflegefamilie lebt, drücken dagegen sehr reale kindliche Ängste aus. Besonders
gelungen finde ich die Beschreibung Viktors gegensätzlicher Stimmungen und die
sinnliche Schilderung des Wolfs-Gefühls.
Fazit
Die zuerst 1999 bei Arena als
Rölfchen Werwölfchen erschienene Geschichte wird in einfachen
Sätzen erzählt. Viktors mehr komische als gruselige Erlebnisse in einem für
Erstleser geeigneten Druck erfreuen schon Leseanfänger. Bei einem Umfang von
172 Seiten lassen sich mit dem ansprechend illustrierten Buch auch noch
erfahrenere Leser fesseln. Das Preis-Leistungs-Verhältnis finde ich mit weniger
als 10€ für ein solide gebundenes Buch sehr günstig.
Vorgeschlagen von Helga Buss
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veröffentlicht am 21. Februar 2010 2010-02-21 14:04:31